5.2 Die Durchforstung

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Mit dem Begriff Durchforstung verstehen wir waldbaulich angeordnete Baumentnahmen, um die Bestände in der gewünschten Richtung zu steuern. Die Bezeichnung Durchforstung gilt streng genommen für Eingriffe ab der Stangenholzstufe. Sie schliesst die Eingriffe zur Walderneuerung aus, welche wir semantisch in die Gruppe der Verjüngungshiebe einordnen. Gegenüber den in früheren Stadien notwendigen Stammzahlreduktionen (z.B. bei Dickungspflege) liegt der Unterschied in der Bedeutung des entnommenen Materials und selbstverständlich in der Art der Nutzung.

Wie Delvaux (1981) <ref>Delvaux, J., 1981: Différenciation sociale. Schweiz. Z. Forstwes. 132, 9: 733-749.</ref> sehr richtig formuliert, bringt die Auslese nur dann wirklich den erwünschten nützlichen Effekt, wenn dadurch gleichzeitig die Produktion begünstigt wird, indem der Zuwachs möglichst effizient auf die dafür ausgewählten Bäume übertragen wird. Durchforstungseingriffe führen zur Verlagerung des Holzzuwachses auf die übrigbleibenden wenigen Bäume. Ob dabei bezüglich Gesamtzuwachs die Kompensation vollständig ist, bleibt zu analysieren. Sie hängt von der Anzahl der eliminierten Bäume sowie von der Art und der Stärke des Eingriffes ab. In modernen Pflegekonzepten dienen allerdings Baumentnahmen nicht allein der Wuchsförderung, sie streben darüber hinaus eine möglichst optimale Wirkung durch den Ausleseeffekt sowie günstige Einflusse auf das Ökosystem an. Interessant ist, ob dadurch schlussendlich eine Steigerung der Wertleistung erfolgt.

Bei der Beurteilung der Auswirkungen von Durchforstungseingriffen geht es nicht nur darum, die unmittelbaren, kurzfristigen Effekte von verschiedenen Durchforstungsarten und Durchforstungsstärken miteinander zu vergleichen, sondern auch darum, die unterschiedliche Reaktion von Beständen von unterschiedlicher Entwicklungsstufe zu berücksichtigen. Um nun einen Bestand optimal behandeln zu können, müssen aber noch weitere wichtige Aspekte, wie etwa die standörtlichen Bedingungen (Ertragsniveau, Bonität), die bisherige bzw. frühere waldbauliche Behandlung und der Gesundheitszustand der Bestockung berücksichtigt werden.


Art, Grad und Stärke der Durchforstung

Bevor auf die zahlreichen Formen der Durchforstung eingegangen wird, soll zuerst eine begriffliche Präzisierung festgehalten werden.

Die Durchforstungsart bezieht sich auf die Wirkungsweise des Eingriffes auf den Bestand, insbesondere in Bezug auf soziale Ebenen, in welche eingegriffen wird, bezüglich Bestockungsreaktion (d.h. Alter) und waldbauliche Effekte (z.B. Auslese). Abb. 5.9 zeigt die verschiedenen gängigen Arten der Durchforstungen.

Unter der Durchforstungsstärke eines Eingriffes versteht man hier das Volumen des geschlagenen Holzes in Prozent des Holzvorrates des Bestandes vor der Durchforstung. Diese Grösse gilt für einen bestimmten Eingriff. Man kann einen solchen Prozentsatz allerdings auch durch die entsprechenden Werte der Grundfläche angeben, was übrigens in der Anwendung wesentlich einfacher ist. Die Werte, die man durch die Verwendung dieser beiden Grössen (Volumen oder Grundfläche) erhält, sind einander sehr ähnlich. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn sich die Formzahl der geernteten Durchforstungsprodukte (auch ausscheidender Bestand genannt) nicht stark von der Formzahl der verbleibenden Bäume unterscheidet.

Bei sehr situativ orientierten Durchforstungseingriffen interessiert vielmehr die Wirkung des Eingriffes in Bezug auf die Wertträger (Z-Bäume) als auf den ganzen Bestand. So wird neuerdings die Stärke der Durchforstung mit dem Grad des Eingriffes um die Auslesebäume gemessen, in Anzahl Konkurrenten pro Auslesebaum (im Durchschnitt), allenfalls in Grundflächenprozenten pro Auslesebaum.

Unter dem Durchforstungsgrad wird hier eine Grösse der Eingriffstärke verstanden, welche sich nicht auf einen einzigen Eingriff bezieht, sondern auf eine ganze Abfolge von mehreren wiederholten Eingriffen derselben Art und Stärke. Man misst diese Grösse in der Regel anhand der mittleren relativen Grundflächenhaltung. Sie ermittelt sich aus dem Durchschnitt der Grundflächenwerte der einzelnen Perioden und zwar relativ zur Grundfläche einer Referenzeingriffsart (in der Regel natürliche nicht behandelte Bestockungen oder schwach durchforstete). Eine mittlere relative Grundflächenhaltung von 0,80 bedeutet, dass die betrachtete Durchforstung einer über den ganzen Beobachtungszeitraum gemittelten Bestockungsdichte von 80% von natürlicher Bestockung entspricht.

Es ist nicht immer einfach, gutachtlich den Grad der Durchforstung zu definieren, weil es auch eine Reihe von Zwischenformen von Durchforstungen gibt. Für eine objektive Bestimmung der Durchforstungsart verwendet man im allgemeinen den Koeffizient k nach Hiley (1959) <ref>Hiley, W.E., 1959: Conifers: South African methods of cultivation. Faber & Faber, London, 123 S.</ref> oder Decourt (1972) <ref>Decourt, N., 1972: Méthode utilisée pour la construction rapide de table de production provisoires en France. Ann. Sci. forest. 1: 35-48.</ref>. Nach Pardé (1978) <ref>Pardé, J., 1978: Normes de sylviculture pour les forêts de chêne rouvre. Rev. forest. Fr. 30, 1: 11-17.</ref> wird dieser Koeffizient durch den Quotienten definiert, der aus dem Mitteldurchmesser der entnommenen Bäume und dem Mitteldurchmesser des verbleibenden Bestandes gebildet wird. Im Falle einer Hochdurchforstung liegt der Wert dieses Durchforstungskoeffizienten nahe bei 1, während Niederdurchforstungen durch einen [koeffizient k nach Hiley|k-Wert]] zwischen 0,7 und 0,8, oder gar noch weniger charakterisiert werden. Ähnlicher Koeffizient arbeitet mit den entsprechenden Grundflächen.

Unter Turnus (oder Wiederkehrperiode) wird hier die Zeitspanne verstanden, die zwischen zwei Eingriffen liegt, wobei durch die mehrmalige Wiederholung einer bestimmten Wiederkehrdauer die Periodizität der Eingriffe definiert wird.

Die Durchforstungsintensität ist eine Grösse, die sich sowohl durch die Stärke, wie auch durch den Turnus der Eingriffe ergibt. So erreicht man mit mässigen, dafür häufigen Eingriffen ebenso hohe Durchforstungsintensitäten, wie mit kräftigen, dafür zeitlich weit auseinanderliegenden Eingriffen. Allerdings sind im ersten Fall die Risiken einer Bestandesdestabilisierung wesentlich geringer. Der ganze Erfolg eines Durchforstungsprogramms liegt nun in der Kunst, die Stärke und die Periodizität der Eingriffe auf vernünftige Weise aneinander anzupassen bzw. aufeinander abzustimmen.

Aus biologischer Sicht und vor allem aus der Sicht des geringsten Risikos wäre es fast immer am idealsten, wenn man mit einer mässigen Durchforstungsstärke, dafür häufig eingreifen könnte oder mit einer um wenigen Gerüstbäume orientierten punktuellen Eingriffe. In Wirklichkeit ist man aber aus unternehmungstechnischen bzw. betriebswirtschaftlichen Gründen, wie z.B. der Arbeitsorganisation bzw. der hohen Eingriffskosten, dazu gezwungen, Kompromisslösungen zu finden. Die Bezeichnung der Eingriffscharakteristiken (Art, Grad, Stärke) bezieht sich ursprünglich auf Durchschnittswerte für den ganzen Bestand. Dies kam aus dem historischen Hergang der Durchforstung, nämlich Eingriffe, welche die einigermassen gleiche Gestaltung der ganzen Bestockung anstrebten. Weil wir heute eindeutig eine mehr situative Betrachtungsweise (auf Wertträgerbäume bezogen) und mit differenzierten Zielvorgaben vorgehen, ergeben sich auch für die Charakterisierung der Wirkungsweise einer Durchforstung andere Indikatoren. Wenn wir in jungen Bestockungen nur um wenige Wertträger eingreifen, auch mit kräftiger Befreiung (und zwischendurch praktisch nichts tun), ergibt sich auf den Bestand bezogen keine hohe Eingriffsstärke, obwohl die Wirkung um die Auslesebäume einer starken punktuellen Freistellung entspricht.

Weil die Durchforstungsform (Art und Grad) mit der Bestandesentwicklung variieren kann (soll), ist es unter Umständen für die praktische Anwendung angebracht, eine Modulierung der Eingriffe vorzusehen. Ein entsprechendes Durchforstungsprogramm betrachtet letztendlich ein solch differenziertes Vorgehen der sich wiederholenden Eingriffe.

Referenzen

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Auch sehen