3.2.1 Für flächig verjüngte Bestockungen

Aus Wiki Waldmanagement
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Bestockungseinheiten als Planungseinheiten

Die Gesamtheit der operationell eigenständigen Behandlungseinheiten werden als Bestockungseinheit bezeichnet (vgl. Kap. 3.1). Diese stellen per Definition die elementaren Einheiten der waldbaulichen Entscheidungen dar. Somit untersteht jede Bestockungseinheit einem spezifischen waldbaulichen Eingriff. Die Ausscheidung dieser Bestockungseinheiten ist also der erste Schritt für die waldbauliche Planung.

Bei der Ausscheidung dieser Bestockungseinheiten sind normalerweise die Bestandesformen (siehe Abschnitt 3.1.1) und, im Falle von Bestockungen mit horizontalem Schluss die Entwicklungsstufe zu berücksichtigen. Weitere Kriterien sind die Baumartenzusammensetzung (Textur), die Bestockungsdichte (Schlussgrad, Deckungsgrad) und allenfalls der Gesundheitszustand.

Der Auflösungsgrad bei der Ausscheidung der Bestockungseinheiten einer Bestandeskarte hängt vom Detaillierungsgrad waldbaulicher Tätigkeit ab. Andersherum gilt es, die Übersicht nicht zu verlieren. Üblicherweise ist der Detailierungsgrad der Ausscheidungen umso höher, je jünger die entsprechenden Bestockungen sind und je intensiver und feiner die waldbauliche Tätigkeit ist.

Die Abgrenzung der Bestockungseinheiten beruht sowohl auf typologischen, wie auch auf waldbaulichen Kriterien. Die Bestandeskarte wird üblicherweise im Massstab 1: 5000 erstellt.


Die Kurzformel der Bestandesbeschreibungen

Die Formalisierung der Bestandesbeschreibung in überschaubarer Kurzformel bezweckt die Konzentration der Informationen für die Charakterisierung der Bestände auf eine möglichst knappe und übersichtliche Art zusammenzufassen; so dass sie auf einen Blick verständlich ist und das Wesentliche des Bestandesbildes wiedergeben kann.


Beschreibung 1.png


Unter Verwendung von Abkürzungen, gebräuchlichen Zeichen, Indizes und Exponenten beinhaltet die Formel die hauptsächlichen Merkmale der Bestockung. Sie strukturiert sich im wesentlichen nach der Schlussart. Im Fall von Beständen mit horizontalem Schluss weist sie gleichviele Zeilen auf, wie der Bestand Schichten enthält. Im Fall von ungleichförmigen Beständen stehen die drei Zeilen für die drei Höhenklassen. Die Trennungslinien, welche die einzelnen Zeilen unterstreichen, geben Auskunft über die Schlussart und den Schlussgrad der einzelnen Bestandesschichten bzw. Höhenklassen.

(1) Am Kopf der Gesamtbeschreibung befindet sich die Angabe der Bestandesform. Im Fall von Hochwald mit horizontalem Schluss wird an dieser Stelle die Entwicklungstufe angegeben, welche folgendermassen abgekürzt wird:

J, K, D, S1, S2, B1, B2 oder B3 für gleichförmige Hochwälder;

P, M, (M), N, (N) für die anderen Bestandesformen.

(2) Strukturangaben: Durchgezogene Linien (——) stehen für homogene Schichten in gleichförmigen Beständen. Gestrichelte Linien (- - -) stehen für die Ungleichförmigkeit der jeweiligen Höhenklassen (in stufigen Beständen) bzw. für eine Ungleichförmigkeit von einzelnen Schichten in ansonsten gleichförmigen Bestockungen. Unterbrochene (durchgezogene oder gestrichelte) Linien (—— —— oder - - - - - -) weisen auf einen lückigen Schlussgrad und grössere Unterbrechungen der jeweiligen fraglichen Schicht oder Höhenklasse hin.

(3) Die Mischungen: Die Mischungsart wird unter Verwendung der gebräuchlichen Baumarten-Abkürzungen (siehe Tab. 3.13) beschrieben. Auch der Mischungsgrad wird für jede Schicht bzw. Höhenklasse separat durch Prozentzahlen angegeben. Diese Prozentzahlen geben die Anteile die einzelnen Baumarten (Mischungsgrade) an. Baumarten, die aus der Sicht des Mischungsgrades von untergeordneter Bedeutung sind, werden in Klammern zusammengefasst. Die Mischungsform wird durch tiefgestellte Indizes (e, t, g oder h) angegeben.

(4) Zuvorderst steht der Deckungsgrad des Gesamtbestandes. Am Beginn der einzelnen Zeilen wird der Deckungsgrad der einzelnen Schichten bzw. Höhenklassen angegeben. (5) Im Falle von alten Beständen, die schon für eine Verjüngung in Frage kommen würden, gibt man die waldbauliche Brauchbarkeit (den waldbaulichen Wert) einer eventuell bereits vorhandenen Verjüngung an. B = „brauchbar“, d.h. geeignet, um als Verjüngung (mit)verwendet werden zu können. NB = „nicht brauchbar“.

(6) Das Alter und die Höhe werden üblicherweise nur für die obersten bzw. die wichtigsten Schichten oder Stufen angegeben. Die Höhe wird hier als Oberhöhe des Bestandes definiert. Im Falle von Beständen mit horizontalem Schluss und mit mehreren Schichten kann man auch deren Alter und Höhe angeben.

(7) Die Qualität wird baumartenspezifisch und nur falls notwendig, d.h. bei merklicher Abweichung der Normalqualität angegeben. Dies geschieht durch hochgestellte Exponenten, deren Buchstaben den gebräuchlichen Abkürzungen der Schweizerischen Holzhandelsgebräuche 2000 (für Rundholz) entsprechen.

A wird für überdurchnittliche, ausgezeichnete Qualität verwendet,

B für gute bis mittlere Qualität,

C für mittlere bis unterdurchschnittliche Qualität und

D für sägefähiges Holz, welches nicht in die oberen Klassen fällt.

Die Kurzformel wird von ergänzenden Bemerkungen begleitet, falls wichtige Merkmale nicht berücksichtigt wurden. An dieser Stelle ist z.B. die Vitalität einer Bestockung zu erwähnen. Falls notwendig, kann diese Kurzformel wesentlich vereinfacht werden; das ist insbesondere der Fall bei jungen Beständen.

Hier einige Beispiele zu Bestandesbeschreibungen unter Verwendung der Kurzformel:

Beschreibung 2.png


Es handelt sich hier um einen dichten, natürlichen Jungwuchs mit 60 % Fichten, 20 % truppweise beigemischten Buchen sowie 20 % einzeln beigemischten Begleitbaumarten (Winterlinden, Hagebuchen und Kirschbäume). Dieser Jungwuchs ist 2 - 8 Jahre alt und hat eine Oberhöhe von 80 cm.

Beschreibung 3.png


Gleichförmiges, noch geschlossenes mittleres Buchen-Baumholz, mit 30 % einzeln beigemischten Fichten bei einem Alter von 80 Jahren und einer Oberhöhe von 35 m.

Beschreibung 4.png

Plenterwald mit einem Gesamt-Deckungsgrad von 80 % und einer Oberhöhe von 45 m. Die oberste Höhenklasse besteht aus 60 % Tannen, 30 % truppweise beigemischten Fichten mit guter Qualität und 10 % gruppenweise beigemischten Buchen. In der mittleren Höhenklasse dominiert die Tanne mit einem Anteil von 80 %. Ausserdem sind hier noch 10 % Fichten truppweise und 10 % Buchen beigemischt. Auch die unterste Höhenklasse ist reich an Tannen. Sie enthält aber ausserdem noch 5 % Fichten und 5 % gruppenweise gemischte Buchen.

Beschreibung 5.png


Altes, gleichförmiges lückiges Fichten-Baumholz mit einem Deckungsgrad von 60%, einem Alter von 120 Jahren und einer Oberhöhe von 37 m. Darunter befindet sich eine 2 - 4 m hohe und 5 - 15 Jahre alte Dickung, die als Verjüngung brauchbar ist. Sie besteht zu 60 % aus Buchengruppen, zu 20 % aus truppweise beigemischten Tannen und zu 20 % aus horstweise beigemischten Fichten. Diese Unterschicht ist leicht spärlich ausgebildet. Sie bedeckt nur 10 % der Fläche.

Beschreibung 6.png


Ehemaliger, heute in Überführung begriffener, oberholzreicher ehemaliger Mittelwald mit ungleichförmiger Struktur und lückigem Deckungsgrad der einzelnen Schichten bzw. Höhenstufen. Das Oberholz weist ein weit gestreutes Alter von 70 - 150 Jahren und eine Oberhöhe von 30 m auf. Die oberste Höhenstufe bedeckt 60 % der Fläche. Sie besteht aus 40 % truppweise vorhandenen Fichten, 30 % Stieleichen, 20 % Eschen und 10 Bergahornen. Während die Eschen nur von mangelhafter Qualität sind, weisen die Fichten und Eichen meist sehr gute Qualität auf. Die mittlere Stufe bedeckt 30 % der Fläche und besteht zu 70 % aus Hagebuchen, zu 20 % aus Feldahornen und zu 10 % aus Buchen. Ein schwaches Unterholz, welches für die Verjüngung unbrauchbar ist, beinhaltet 70 % horstweise vertretene Stieleichen, 20 % gruppenweise beigemischte Eschen und 10 % truppweise beigemischte Fichten.