7.4.2 Werkzeuge und Maschinen

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Man muss zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Arbeitsverfahren unterscheiden. Einerseits kann die ganze Wertastung vom Boden aus ausgeführt werden. Für die Entfernung der Äste verwendet man in diesem Fall entweder langgestielte Werkzeuge (z.B. langgestielte Sägen) oder selbstkletternde Maschinen wie z.B. Klettersägen. Andererseits gibt es das Verfahren, bei dem die ausführende Person am Stamm hochklettert und die Astung direkt von Hand durchführt. Dazu werden Fuchsschwanz-Sägen mit feiner Zahnung oder langgestielte Baumscheren mit flacher Klinge verwendet. Es hat sich erwiesen, dass mit diesen Werkzeugen die Arbeit am sorgfältigsten durchgeführt werden kann. In dieselbe Kategorie von Werkzeugen gehören auch die Druckluftscheren, welche vor allem für den Obstbau entwickelt wurden. Ihre Kosten sind um rund einen Drittel höher als bei den anderen Werkzeugen (Bouillet, 1985). Ihr Einsatz im Walde ist begrenzt wegen den Umständlichkeiten (Transport eines Kompressors und Schläuche).

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Abb. 7.8: Astungswerkzeuge: (a) klassische Handsägen; (b) langgestielte Baumschere mit flacher Klinge; Sägen nach dem Modell von Sterzik: (c) Standardausführung, (c’) Ausführung für Pappeln; (d) ältere Typen langgestielter Sägen.

(nach Burschel und Huss, 1987)

Verfahren, bei denen die Astung vom Boden aus durchgeführt wird

An die Stelle der früher verwendeten langgestielten Fuchsschwanz-Sägen sind heute die Haifischzahn-Sägen nach dem Modell von Sterzik (Sterzik und Heil, 1969) getreten. Diese sind erstens viel einfacher in der Anwendung und erlauben es zweitens, die Eingriffskosten bis fast auf die Hälfte zu senken (Hinterstoisser, 1971). Siehe dazu Abb. 7.8 und 7.9.

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Abb. 7.9: Arbeitszeit für die Wertastung mit verschiedenen Typen von langgestielten Sägen.

(nach Sterzik und Heil,1969)

Für die Astung der Pappeln gibt es ein leicht abgeändertes Modell, das aber nach demselben Prinzip funktioniert. Diese Methoden weisen die Vorteile auf, dass sie einfach und billig sind. Wird aber über eine Höhe von 4 bis 5 m geastet, so erweisen sie sich aus arbeitstechnischer (ergonomischer) Sicht als relativ mühsam. Vor allem die Qualität der Astung, welche bei diesen Methoden ohnehin nur mittelmässig ist, wird oberhalb dieser Höhe wahrlich mangelhaft, da am Stamm zu grosse Aststummel verbleiben.

Verwendung von Klettersägen: Diese Maschine, in der forstlichen Umgangssprache auch „Baumaffe“ genannt, bezeichnet sich korrekterweise Klettersäge vom Typ KS 31. Sie wurde vom Schweizer Ingenieur P. Meier - ursprünglich für die stehende Entastung der normal zu schlagenden Bäume - entwickelt. Nach Beda (1987) beginnt der sinnvolle Einsatzbereich der Klettersäge ab einer Astungshöhe von 5,5 m (siehe Abb. 7.10). Zwei gewichtige Nachteile führen allerdings dazu, dass von einem Einsatz der Klettersäge generell dennoch eher abgeraten werden muss: Erstens können, aufgrund ihres Gewichtes, mit dieser Maschine nur Stammbereiche geastet werden, deren Durchmesser bei der Endastungshöhe mindestens noch 10 cm beträgt. Es sind dann grössere Dimensionen als im Fall des oben angegebenen optimalen Astungszeitpunktes. Zweitens ist die Qualität der Arbeit der Abtrennung der Äste nur mangelhaft. Schliesslich kann zudem die Einwirkung der Räder auf den Stamm, sogar bei einer Astung während der Vegetationsruhe, zu Quetschungen des Kambiums führen (Lenz et al.,1991).

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Abb. 7.10: Vergleich der für die Astung notwendigen Arbeitszeit der Astungssäge nach dem Modell von Sterzik und der Klettersäge

Verfahren, bei denen an den Bäumen hochgeklettert wird

Diese Art der Arbeitsausführung, bei welcher vorzugsweise eine langgestielte Baumschere mir flacher Klinge oder eine Säge mit feiner Zahnung verwendet wird, ermöglicht eine Arbeit von einwandfreier Qualität. Das Erklettern des Baumes kann entweder mit Hilfe von Leitern, von Steighilfen oder mit dem Baumvelo erfolgen. Im Fall von Leitern gibt es unterschiedliche Ausführungen. Normale Leitern müssen an der Stelle, an der sie am Baum anlehnen, gepolstert sein. Das Baumvelo, eine schweizerische Erfindung (ursprünglich für Saatgutgewinnung) ist gut geeignet. Es gibt eine Ausführung mit Hartplastikbändern anstelle von Metall, welche den Stamm weitgehend schonen. Ergebnisse eines Versuches im Zollikerberg (ZH) vergleichen die Qualität der verschiedenen Astungstechniken miteinander. Nach den Beobachtungen von Lenz et al. (1991) erlaubt das Baumvelo in 88 % aller Fälle eine qualitativ einwandfreie Astung. Bei der Astung mit Hilfe einer Leiter ist dies noch bei 77 % und bei der Verwendung einer Klettersäge gar nur noch bei 58 % der Fall. Aufgrund des Risikos, das Kambium verletzen zu können, soll das Baumvelo jedoch nur ausserhalb der Vegetationsperiode zum Einsatz kommen.

Die Qualität der Arbeit hat einen entscheidenden Einfluss auf die Verheilung und anschliessende Überwachsung der Wunden. Sie kann deshalb als das ausschlaggebendste Kriterium zur Bewertung einer Astungstechnik betrachtet werden.

Die heute günstigste Methode, welche auch eine einwandfreie Arbeitsausführung und gute Ergonomie aufweist, ist die Alpinistenmethode. Sie wurde von Förster Engeli entwickelt. Der Ausführende verwendet eine kurze Leiter, um bis zu den untersten soliden Ästen zu gelangen. Er klettert dann in der Baumkrone bis zur gewünschten Astungshöhe, sichert sich an zwei fingerdicken Ästen oberhalb der Astungshöhe mit einem Seilzug und lässt sich für die Astungsarbeit sukzessiv im Alpinistensessel sitzend abseilen. Er verwendet dabei eine gestielte Baumschere zur Abtrennung der Äste.