7.3 Optimale Wertastungskonzepte

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Der letztendliche Nutzen einer Wertastung ist umso grösser, je kleiner die Ausdehnung des Astkerns des geasteten Stammes ist. Er hängt in erster Linie vom Durchmesser (d) des Baumes im Zeitpunkt der Astung ab und vom Durchmesser (D) des Baumes im Zeitpunkt der Holzernte ist. Olischläger (1970) hat gezeigt, dass die Wirksamkeit einer Wertastung in Funktion der vierten Potenz der Differenz dieser zwei Grössen, (D - d)4 ansteigt. Dies bedeutet, dass man so früh wie möglich, und ferner nur auf denjenigen Standorten asten soll, welche die Produktion genügend starker Sortimente erlauben. Letztendlich ist eine Wertastung auch nur bei denjenigen Bäumen sinnvoll, welche genügend lange, d.h. möglichst bis zur Hiebsreife des Bestandes, im Bestand verbleiben werden.

Eine der goldenen Regeln der Wertastung besagt, dass eine Astung nur dann wirklich einen Sinn hat, wenn das Verhältnis zwischen dem Durchmesser des Astkerns und dem voraus-sichtlichen Durchmesser zum Zeitpunkt der Hiebsreife mindestens eins zu drei beträgt. Die Astung soll also im Stangenholz durchgeführt werden, wobei der optimale Astungsdurchmesser zwischen 12 und 15 cm liegen soll.

Abb7.6.PNG

Abb. 7.6: Verbesserung der Holzqualität durch die Wertastung in Abhängigkeit des Erntedurchmessers sowie des Baumdurchmessers zum Zeitpunkt der Astung

nach Lenz et al., (1991)

Schon aus diesen ersten Bedingungen lässt sich schliessen, dass eine Wertastung nur für jene Auslesebäume wirklich von Vorteil ist, die bis zum Ende der Produktionszeit stehen bleiben. Bei der Untersuchung von geasteten Bäumen des Versuches von Nägeli (1952) bis zur Sägerei haben Lenz et al. (1991) jedoch gezeigt, dass auch bei Bäumen mit noch relativ bescheidenen Erntedimensionen von 25 bis 35 cm eine rechtzeitig (d.h. bei einem Durchmesser d < 15 cm) ausgeführte Wertastung durchaus lohnenswert sein kann, indem auch aus solchen Bäumen noch Schreinersortimente mit einem astfreien Holzanteil von 75 bis 80 % gewonnen werden können (siehe Abb. 7.6). Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass auch eine Astung von mehr als Endstammzahlen doch noch rentabel sein kann.

Ein entscheidender Punkt eines optimalen Astungskonzeptes noch vor der Kosten oder dem Nutzen der verschiedenen Ausführungsmethoden, besteht vor allem in der Qualität der Arbeit, welche einen bedeutsamer Einfluss auf die Überwachsung der Astabschnittsstellen hat. Des weiteren ist der Zeitpunkt des Eingriffes von Bedeutung.

Geht man davon aus, dass bei einer Wertastung bis zu 50 % der vorhandenen Kronenlänge keine wesentliche Risiken betreffend den sozialen Abstieg bestehen, kann man den optimalen Astungszeitpunkt bestimmen sowie bis auf welche Höhe und in wieviel Arbeitsschritten die Arbeit erfolgen kann.

Bezüglich Astungshöhe bestehen unterschiedliche Meinungen: So gehen die Empfehlungen von einer Astungshöhe von 4 m (Schulz 1961), über 9 m Nägeli (1952) (es handelt sich dabei um die am häufigsten empfohlene Astungshöhe), bis 12 m oder gar 15 m. Schon aus der Sicht der Nutzungsusancen kann man eine Höhe von 4 bis 5 m oder mehrfach davon (z.B. 9 m) als geeignet ansehen. Im letzten Fall ist der Zeitpunkt der Astung zeitlich verschoben, vorausgesetzt dass nur in einem Arbeitsschritt geastet wird. Mit der Alpinistenmethode ist es heute sowohl aus der Sicht der Ergonomie wie der Arbeitsqualität kein Problem, in einem einzigen Arbeitsschritt bis auf eine Höhe von 9 m zu asten, so dass aus dieser Sicht eher längere Höhen angestrebt werden als kürzere.

Abb. 7.7 erlaubt den frühesten Astungszeitpunkt zu bestimmen unter der Annahme, dass nicht mehr als 50 % der grünen Krone reduziert werden darf. Für eine Astungshöhe von 9 m ist dies z.B. möglich, wenn die Auslesebäume einen Durchmesser (BHD) von 14 bis 15 cm erreichen. Es entspricht einem Oberdurchmesser (Do) von 18 bis 19 cm oder gegen Ende des schwachen Stangenholzes.


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Abb. 7.7: Baumhöhen, Kronenansatzhöhen und Astungshöhen in Abhängigkeit des Baumdurchmessers. Als Astungshöhe gilt eine Verkürzung der Krone von 50 %