6.5.1 Konzepte der Produktionsregelung

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Die im Abschnitt 5.2.2. (Abb. 5.20) dargestellten Ergebnisse von langfristigen Durchforstungsversuchen hinterlassen den Eindruck, dass insgesamt sehr kräftige Reduktionen der Bestockungsdichten zu den besten Gesamtwertleistungen führen. Die Gründe für die positive Wirkung von starken und wiederholten Durchforstungen auf die Wertleistung liegen zuerst in der deutlichen Förderung des mittleren Durchmessers, abgesehen von der Wirkung auf die Produktionszeitverkürzung. Die Anregung des Durchmesserwachstums erlaubt Sortimentsprünge in besser bezahlte Sortimentklassen und bringen entsprechend bessere Erlöse aus dem Holzverkauf. Eine solche Situation gilt aber nur solange als die Staffelung der Holzpreise die Starkhölzer bevorzugen.

Einige Entwicklungen lassen bezweifeln, ob diese Voraussetzung immer noch ihre volle Gültigkeit haben. Zum einen hat sich seit 1985 die Entwicklung der Kosten-Erlös-Schere dramatisch verändert und führt dazu, dass Eingriffe in Schwachholzdimensionen nicht mehr kostendeckend sind. Das bedeutet, dass Produktionsregelungskonzepte mit zu starken Eingriffen in frühen Stadien gesamthaft ungünstiger ausfallen. Wertmässig wirksam unter diesen Prämissen sind Wuchsregelungsmodelle, welche die Nutzung der Schwachhölzer minimieren, viel mehr als diejenigen, welche die Maximierung des Zieldurchmessers anstreben.

Wegen der Erosion der Holzpreise sind nicht nur die schwachen Sortimente defizitär geworden, sondern je länger je mehr alle Holzprodukte, die nicht Stammholz sind. Sie fallen gerade bei Laubholzarten in erheblichem Masse an. Der Durchforstungseffekt ist nur heute auszuweisen, wenn genügende Anteile an hochwertigen Sortimenten zu Stande kommen. Um nur Massenprodukte zu erzeugen, drängt sich heute eine Minimalisierung der produktionsfördernden Mittel auf. Erzielung von Massenprodukten geht also nach dem Prinzip der Produktionskostenminimierung. Für Massenproduktion lohnen sich die Durchforstungen nicht, oder nicht mehr so wie früher. Hingegen fundiert das Erreichen einer hohen Wertschöpfung auf dem optimalen Verhältnis zwischen Produktionskosten und Holzwertvermehrung.


Abb6.7.PNG

Baumzahl bei der Begründung

Abb. 6.7: Die Wertleistung von Fichtenbeständen bis zum Alter 80 in Abhängigkeit von der Baumzahl (N/ha) vor der ersten Durchforstung. Es sind zwei Kalkulationsmodelle mit motormanueller Nutzung und mit Vollernter. (nach Kenk, 1999; Weise et al. 1998)

Wertleistungskalkulationen von Kenk (1999) und Weise et al. (1998) für Baden-Württemberg zeigen (siehe Abb. 6.7), dass höhere Bestockungsdichten heute wieder günstiger auszufallen scheinen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Knoke (1998) für Bayern. Sollte sich bei den Nutzhölzern die Holzpreisabstufung noch mehr in Richtung der Begünstigung der mittleren Holzdimensionen entwickeln, würden sich Modelle mit einer möglichst vollen Bestockung wieder mehr lohnen. Die langjährige Streitfrage, ob Vollbestockung oder Wuchsförderung von wenigen Bäumen günstiger ist (oder der Eichhorn’sche versus Schädelin’sche Ansatz) scheint wieder voll aktuell zu sein.

Wenn wir heute allerdings vermehrt die Steuerung der Produktion situativ lösen, indem durch Rollenverteilung nur bestimmte Elemente (die Wertträger) gezielt für eine Wertschöpfung vorsehen und der Rest der Bestockung die Rolle einer Füllmasse übernimmt, für welcher nur minimale Produktionseinträge sich rechtfertigen, zeigt sich die Produktionssteuerung unter einer anderen Sicht. Im Vordergrund ist nicht mehr die flächenbezogene Leistung, sondern das Potential an Wertvermehrung der Wertträger bzw. ihre Anzahl und Verteilung. Bei einem solchen Konzept interessiert primär die baumweise Reaktion auf Standraumregelung. Dabei ist zwischen biologischer Effizienz und der Kostenwirksamkeit ein guter Kompromiss zu finden.