6.2 Phasen der Waldentwicklung und Steuerung der Produktion

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Grundsätzlich lassen sich die oben dargestellten Pflegeeffekte (z.B. Erziehung, Auslese, Wuchsförderung) entsprechend der spezifischen Eigenschaften der Phasen des Lebenszyklus auch unterschiedlich ausschöpfen. Für die Ausrichtung der Waldpflege unterscheiden wir die vier folgenden Phasen (siehe Abb. 6. 2):

  • Phase der Konstituierung (entspricht der Entwicklungsstufe des Jungwuchses)
  • Phase der Vorbereitung der Schafteigenschaften (im wesentlichen in der Dickung)
  • Phase der Auslese * Phase der Wuchsförderung

Installations- bzw. Konstituierungsphase. Sie entspricht der Entwicklungsstufe der Jungwuchsstufe, in der es hauptsächlich darum geht, die zukünftige Baumartenzusammen-setzung der Bestockung vorzubereiten bzw. ihre ordentliche Entwicklung gegenüber inter-spezifischer Konkurrenz und Gefahren sicherzustellen. In Jungwüchsen aus Naturverjüngungen befinden sich, neben verschiedenen Massnahmen zur Starthilfe (z.B. Schutzmassnahmen), die Regulierung der Mischung und der Baumartenmischungen im Zentrum aller Bemühungen.

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Abb. 6.2: Die vier Phasen der Bestandespflege, am Fallbeispiel der Entwicklung des Oberdurchmessers der Fichtenertragstafel von Badoux (1968), WSL.


Phase der Vorbereitung der gewünschten Eigenschaften, insbesondere der Stammformen. Es geht in dieser Phase um die Ausbildung des untersten Stammstückes, welches für die Wertträger 80 bis 90 % des Endwertes beinhalten. Dabei geht es um das Anstreben einer durchgehenden Achse und eines feinen Astwerks. Je nach den besonderen Eigenschaften der verschiedenen Baumarten fallen die Prioritäten etwas anders, insbesondere die Fähigkeit zur axialen Dominanz sowie zur Astreinigung. Es soll z.B. in dieser Phase zwischen einer künstlichen Astung oder einer natürlichen Astreinigung entschieden werden. Von diesem Entscheid hängt auch die Vorgabe über die Bestockungsdichte und allenfalls über die Eingriffsstärke ab.

Diese Phase dauert bis zu dem Moment, wo die Achse des zukünftigen Stammes bis auf eine Höhe von etwa 10 m ausgebildet ist, was ziemlich genau dem Ende der Dickungsstufe entspricht. Im Zentrum des Interesses befinden sich die Prinzipien der Erziehung. Die Umhüllung der Wertträger der Bestockung durch Begleitbäume ist für die Bildung der durchgehenden Stammachsen genauso wichtig, wie für die Aufrechterhaltung eines feinen Astwerkes. Dies gilt jedenfalls für die meisten Laubbaumarten. Auch im Falle der künstlichen Astung soll der Schwellenwert des Astdurchmessers von 2 bis 2,5 cm nicht überschritten werden. Dies gilt sowohl aus technischen (Abtrennung der Äste) wie auch aus biologischen Gründen (Infektionsrisiken der Verletzungen während des Zeitraumes der Überwallung).

Phase der Auslese der Wertträger. Diese Phase kann beginnen, sobald die Hauptachse des Stammes bis auf eine Höhe von etwa 10 m ausgebildet ist, eventuell etwas früher bei Baumarten mit früh klar erkennbaren Formmerkmalen. Bei der Auslese sind Fragen der Auslesekriterien, der Anzahl auszuwählenden Wertträger sowie der Dauer der Auswahl bestimmend. Letztere Frage steht in Zusammenhang mit den Risiken des Nichttaugens von früh ausgewählten Auslesebäumen. Auslese lässt sich wirklich umsetzen, wenn die Produktionskräfte auf die ausgewählten Wertträger konzentriert werden. Dies erfolgt im wesentlichen durch Standraumgestaltung um die Wertträger und kann sehr differenziert in Zeit und Stärke ausfallen, je nachdem wie sich die Kosten-Wirkungs-Verhältnisse der Stammzahlreduzierung ergeben. So wird man eher früh oder erst bei Erreichen günstiger Kostendeckungsgrade beginnen, die Kronen der ausgewählte Bäume zu befreien.

Bei einer Baumart wie z. B. der Buche kann die Lösung darin bestehen, die Wirkung der Auslese und der Wuchsförderung zeitlich zu zerlegen, bzw. zu trennen. Die Auslese kann in der Dickung beginnen. Primär ist dafür zu sorgen, dass optimale wertvermehrende Massnahmen, wie Auslese und allenfalls Wertastung, rechtzeitig erfolgen.

Bei der Produktionsförderung geht es um die Gestaltung der Standraumverhältnisse um die Wertträger, um sie zum optimalen Produktionsziel zu steuern; wenn nötig geht es auch um die Förderung des Nebenbestandes. Die Wuchsförderung kann zeitlich sehr unterschiedlich ausfallen und gestaltet werden, je nach Reaktionspotential der Baumarten, angestrebten Produktionszielen, Risiken von negativen Veränderungen der Holzeigenschaften (Fäule, Rotkern, Klebäste usw.) und Optimierung von Kosten/Nutzen.

Zwischen biologisch optimalen und kostengünstigen Lösungen bestehen bezüglich Zeitpunkt des Eingreifens für die Standraumregulierungen grosse Unterschiede. Bei biologisch optimalen Ausrichtungen fällt die Wuchsförderung in frühen Stadien der Entwicklung (Stangenholzphase) und im Fall von kostengünstiger Ausrichtung eher gegen Schluss des Produktionszeitraumes. Unter Umständen lässt sich sogar die Produktionsförderung mit der Einleitung der Waldverjüngung verbinden, also ein nahtloses Übergehen vom Lichtwuchs- zum Lichtungsbetrieb.

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Abb. 6.3: Zeitliche Abfolge der vier Phasen der Waldpflege.

Jede dieser vier Phasen der Steuerung der Produktion entspricht einer besonderen Eingriffsform. Somit unterscheidet man in chronologischer Reihenfolge die folgenden vier Arten von

  1. die Jungwuchspflege bzw. Kultursicherung
  2. die Dickungspflege # die Auslesedurchforstung # die Lichtwuchsdurchforstung, allenfalls der Lichtungsbetrieb.

Abb. 6.3 zeigt die zeitliche Abfolge dieser vier Phasen der Waldpflege.