6.1.1 Erziehung in Waldkollektiven mit klarer Ablösung der Generationen

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Es ist nicht überflüssig, an die übergeordneten Prinzipien zu erinnern, welche im Umfeld für die Auslegung der Pflegekonzepte zu berücksichtigen sind :

  • Prinzipien der Naturnähe
  • Baumarten und richtige Mischungen
  • Adaptabilitätsprinzip
  • Multifunktionalität

Die weiteren bestimmenden Faktoren lassen sich vorzugsweise für das waldbaulich anspruchsvollste Lösungsmodell ableiten, nämlich dasjenige der grösstmöglichen Wirkung von der Pflege aus (d.h. für die sinnvolle Wertschöpfung), weil es auch bezüglich Abstimmung der einzusetzenden Pflegeeffekte am schwierigsten ist, die aufeinander aufgebauten Massnahmen optimal zu gestalten.

Das heisst nicht, dass dieser Produktionsansatz überall bzw. auf alle Bäume der Bestockungen zu verfolgen ist. Im Gegenteil sollen im Sinne der heute anzustrebenden kombinierten polyvalenten und situativen Nutzungssysteme nur diejenigen Elemente mit effektivem Wertschöpfungspotential (in zahlenmässig minderem Anteil) einer Bestockung damit betroffen sein. Für die zwischendurch Verbleibenden und je nach der Anzahl der Wertträger können in unterschiedlichem Mass wesentlich einfachere bis sehr extensive Nutzungsprinzipien gelten. Hohe Wertschöpfung lässt sich nämlich mit Stabilität bis hin zur Massenproduktion sinnvollerweise verbinden, wenn die richtigen Kompromisse zwischen qualitätsbildenden Faktoren und denjenigen der physikalischen und ökologischen Stabilität zielkonform verwirklicht sind.

Darüber hinaus lassen sich heute die Pflegekonzepte in einem doppelt variablen Umfeld gestalten, in Bezug auf:

  • die Wirkungsform, zwischen biologisch optimalen Lösungen und kosteneffizienten (d.h. in Rücksicht auf die im Prozess investierten Mittel),
  • den Hemerobiegrad (oder Grad des menschlichen Zutuns), zwischen deterministisch orientierter Zielerreichung (d.h. im vornherein formulierte Ziele haben Vorrang) oder bezüglich Naturabläufe opportune Zielerreichung (die Nachahmung der Natur hat Vorrang; es wird nur lenkend eingegriffen).

Teilweise konvergieren diese zwei Ansätze in der gleichen Richtung, indem die kosteneffizienten Nutzungslösungen oftmals auf der Basis der biologischen Rationalisierungen fundieren mit ihren zwei Prinzipien: Konzentration und Naturautomation. Darüber hinaus spielt das Reaktionsmuster der Baumarten (zumindest Baumartengruppen) sowie die standörtliche Voraussetzung eine massgebende Rolle, so dass die Pflegekonzepte nach Gruppen unterschiedlich ausfallen. Für die Waldpflege, zumindest während der Phase intensiver Erziehung und Auslese (Dickung und Stangenholz) lassen sich für unsere Verhältnisse die drei folgenden Baumartengruppen mit ähnlichem Reaktionsmuster berücksichtigen:

  • Gruppe der Baumarten mit monopodischer Schaftform und gleichzeitig totasterhalter (Konifere, Kirschbaum)
  • Gruppe der Baumarten mit monopodischer Schaftform und hohem Risiko von traumatisch bedingter Verzwieselung (etwa Esche , ev. Ahorn)
  • Gruppe der sympodisch neigenden Baumarten mit physiologischem Verzwieselungsrisiko (Linde, Buche, Eiche, Ulme)

Moderne Waldpflege muss also zum Teil sehr differenziert ausgestaltet werden. Sie setzt bezüglich Qualifikation des Pflegepersonals sowie Organisation und Kontrolle recht hohe Anforderungen voraus.

Allgemeines Ziel der Waldpflege ist es, die Eingriffe zum richtigen Zeitpunkt vorzusehen, d.h. wenn die Wirkung und auch die Kosten gesamthaft am günstigsten sind. Dabei ist bei den Steuerungsmassnahmen durch Stammzahlentnahmen abzuwägen zwischen dem, was notwendig ist zur optimalen Entwicklung, zu eliminieren und was notwendig ist, zu lassen, um günstige erzieherische Effekte zu erreichen.