5.3.1 Die Risiken des Ausfalles bzw. des Ausscheidens (Nichtmehrtaugen) von Auslesebäumen

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Die wichtigsten Gründe für den Ausfall von Auslesebäumen sind:

  • der Verlust der sozialen Stellung (sozialer Abstieg)
  • plötzlicher, unvorhergesehener Ausfall (fatale Schäden) oder Beschädigung
  • falsche Beurteilung der Tauglichkeit als Auslesebaum, ev. Veränderung der Ansprüche (Marktwertveränderungen)

Darüber hinaus stellt sich das Problem der längerfristigen Folgen von Nutzungsschäden, z.B. durch Infektion und Fortschreiten von Holzfäulen. Diese Frage wird im Abschnitt Produktionskonzepte behandelt.

Es gibt nur einige wenige, wirklich langandauernde Versuche mit dauerhaft markierten Bäumen, die uns eine zuverlässige Auskunft über die Ausfallrate und damit das Ausfallrisiko von Elitebäumen geben können. Darüber hinaus ist der Begriff Ausfall nicht immer gleich gewertet. Insbesondere wird zwischen effektivem Ausfall (Absterben) und nicht mehr (voll oder nur ganz) taugen nicht immer sauber getrennt. Das macht die folgenden Ergebnisse schwierig zu interpretieren.

Im berühmten Buchen-Durchforstungsversuch von Totterup in Dänemark gibt Bryndum (1980) <ref name="Bryndum">Bryndum, H., 1980: Der Buchen-Durchforstungsversuch im Waldort Totterup (Dän.). Det forstl. Forsögsvaesen i Danmark 38, 1: 1-76.</ref> die in Tabelle 5.28 präsentierten Angaben.

Tabelle5.28.png

Tabelle 5.28: Überlebens- bzw. Ausfallraten an Auslesebäumen. Die Anteile beziehen sich auf die ursprünglich, d.h. zu Beginn des Stangenholzes bei einem Bestandesalter von 19 Jahren ausgewählten Elitebäume. Durchforstungsversuch in Buchenbeständen bei Totterup, Dänemark<ref name="Bryndum">Bryndum, H., 1980: Der Buchen-Durchforstungsversuch im Waldort Totterup (Dän.). Det forstl. Forsögsvaesen i Danmark 38, 1: 1-76.</ref>

NB: Die Durchforstungsstärke bezieht sich auf die relative mittlere Grundfläche des nach den Eingriffen jeweils verbleibenden Bestandes. Die Beschreibung der Durchforstungsarten ist in der Tabelle 5.11 ersichtlich.

Unter den qualitativen Ausfällen versteht man diejenigen, die sich am Ende des Beobachtungszeitraumes (d.h. im Alter 38) zwar noch immer im Bestand befinden, deren soziale Stellung oder deren Qualität aber nicht mehr dem entsprechen, was man von einem Elitebaum erwarten müsste. Die %-Zahl beschreibt demnach den Anteil der (bis zum Alter 38) unbrauchbar gewordenen, aber noch vorhandenen ehemaligen Auslesebäume in % sämtlicher im Alter 38 noch vorhandenen ehemaligen Auslesebäume.

Die Anzahl der zu Beginn des Stangenholzes ausgewählten Auslesebäume war in diesem Versuch allerdings relativ hoch (430 bis 730 Bäume pro Hektare); wodurch sich dieser Versuch etwas vom eigentlichen Konzept der Zukunftsbaum-Methode unterscheidet. Zu ähnlichen Ergebnisse Kommen Merkel (1976, 1978) <ref>Merkel, O., 1976: Die Auslesedurchforstung in Fichte seit 1930. Tagungsber. Jahrestag. in Paderborn. Sek. Ertragsk., Deutsch. Verb. forstl. ForschAnst.: 99-125.</ref> [[Referenz::Merkel;1978;Merkel, O., 1978: Zur Frage des Umsetzens früh ausgewählter Z-Bäume in Buchenbeständen. Tagungsber. Jahrestag. in Konstanz, Sek. Ertragsk., Deutsch. Verb. forstl. ForschAnst.: 107-135.| ]]<ref>Merkel, O., 1978: Zur Frage des Umsetzens früh ausgewählter Z-Bäume in Buchenbeständen. Tagungsber. Jahrestag. in Konstanz, Sek. Ertragsk., Deutsch. Verb. forstl. ForschAnst.: 107-135.</ref> bzw. Spellmann und Diest (1990) [[Referenz::Spellmann und Diest;1990;Spellmann, H., Diest, W.v., 1990: Entwicklung von Z-Baum-Kollektiven in langfristig beobachteten Eichen-Versuchsflächen. Forst u. Holz 45, 19: 573:580.| ]]<ref>Spellmann, H., Diest, W.v., 1990: Entwicklung von Z-Baum-Kollektiven in langfristig beobachteten Eichen-Versuchsflächen. Forst u. Holz 45, 19: 573:580.</ref>.

Wenn allerdings (zu)viele Auslesebäume früh ausgewählt werden (mehr als die Endstammzahlen), dürften Ausfälle im Wesentlichen wegen der mit dem Alter zunehmenden Konkurrenzierung der Auslesebäume unter sich zustande kommen. Interessiert man sich wie heute für die 100 bis 250 vitalsten Bäume, stellt sich das Problem des Ausscheidens schon etwas anders, indem stark herrschende Bäume weniger vom sozialen Abstieg bedroht sind als knapp Herrschende. Uns interessieren heute im Sinne von situativen Eingriffen die reellen Ausfälle (infolge Bruch, Verletzung, Befall durch Nagetiere oder Krankheit). Nach Pardé (1979) <ref>Pardé, J., 1979: Entwicklung, Stand und Zukunft der Forschung über die Durchforstung in Frankreich. Forstwiss. Cbl. 98: 110-119.</ref> entsteht das Ausscheiden meistens wegen sozialem Abstieg und nicht wegen Qualitätsverlust. Klädtke (1997) <ref>Klädtke, J., 1997: Buchen-Lichtwuchsdurchforstung. Allg. ForstZ. 52, 19: 1019-1023.</ref> schätzt z.B. das reelle Risiko des Nichtmehrtaugens in Buchenbeständen auf einen Zeitraum von 25 Jahren auf nur 4 bis 6 % ; und die meisten Ausfälle erfolgen infolge Verlustes der sozialen Stellung.

Referenzen

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