4.2.1 Zeit

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Auch wenn die Zeit eigentlich nichts kostet und somit als Produktionsfaktor nur ökonomisch von Bedeutung ist, wenn im Produktionsprozess in Form von wertschöpfenden Massnahmen (Arbeit) investiert wird, gehört die Zeit zu den meistanalysierten Einflussgrössen.

Weil die bisher geltenden Produktionskonzepte auf die Erreichung grösstmöglicher Wertleistung ausgerichtet waren (Schädelin’sche Konzeption), war die Zeit früher als massgebender Faktor angesehen, und zwar wegen ihrer Wirkung auf:

  • Auswahl und Förderung der Stamm- und Holzqualitätseigenschaften,
  • Erreichung von gewünschten Enddimensionen (in etwa 60 cm BHD).

Die ganzen Durchforstungkonzepte wurden entwickelt, um möglichst rasch die ökonomisch interessanten Enddimensionen zu erreichen. Heutzutage kann eine gewisse Kritik an der Schädelin‘schen Konzeption ausgeübt werden. Dabei richtet sich diese Kritik in Wirklichkeit nicht an die Art der Wertschöpfung selbst, sondern an die Vorstellung, dass der ganze Bestand, bzw. alle Bäume den gleichen Produktionszielen zugewiesen werden. Heute streben wir innerhalb der Bestockung eine Differenzierung zwischen Massenproduktion und Wertproduktion an. So entwickelt sich die Vorstellung der situativen Förderung, d.h. dass nur die besten und wertschöpfungstauglichen zu fördern sind. Der füllende Rest bleibt für die Massenproduktion. Es ist aber klar, dass die Erreichung der Wertvermehrungsziele innerhalb günstiger Zeiträume ihre ganze Bedeutung beibehält.

Die Baumarten spielen hier offensichtlich eine entscheidende Rolle. Nicht nur weil sie unterschiedliche Wuchsgänge aufweisen, sondern weil je nach Baumartengruppe die wertbestimmenden Qualitätsfaktoren recht unterschiedlich sind. Zwischen den Baumarten bestehen also erhebliche Unterschiede in der Produktionsdauer, wenn man sie nach wirtschaftlichen Kriterien misst, wie dies in Tab. 4.1 ersichtlich ist.

Tab4.1.png

Tabelle 4.1 : Normale Produktionszeiträume der wichtigsten Baumarten (unter mittleren Produktionsbedingungen)



Solche zum Teil erheblichen Unterschiede lassen sich durch Faktoren erklären, die einen Einfluss auf die Alterungsphänomene und dementsprechend auf bestimmte technologische Eigenschaften (Verkernung, Empfindlichkeit gegenüber Fäulebefall) ausüben. Andererseits ist es naheliegend, dass Jahrringbreite und Produktionszeitraum in direktem Zusammenhang stehen, weil sich die Jahrringbreite auch sehr klar von der Waldbehandlung beeinflussen lässt.

Bei bestimmten Baumarten (Esche, Buche, Kirschbaum, Nussbaum, Roteiche) haben breite Jahrringe keine technologischen Nachteile zur Folge (Schulz, 1959) <ref>Schulz, H., 1959: Untersuchungen über Bewertung und Gütemerkmale des Eichenholzes aus verschiedenen Wuchsgbieten. SchrReihe forstl. Fak. Univ. Göttingen 23, 90 p.</ref>. Für solche ist man daran interessiert, unter Umständen eine aktive Steuerung durch Durchforstung vorzusehen, um möglichst rasch die Hiebsreife (sog. Umtriebszeit) zu erreichen.

Bei anderen besteht im allgemeinen eine enge Beziehung zwischen schmalen Jahrringen einerseits und guten technologischen Eigenschaften andererseits, wie etwa einer geringeren Härte (z.B. bei Eiche). Auch sind schmale Jahrringe für einen feinen Holzaspekt z.B. bei Messerfurniere gesucht. Im allgemeinen kann gesagt werden, dass bei diesen Baumartengruppe schmale Jahrringe eine bessere Qualität und technologische Vorteile bedeuten. Feinere Jahrringe stehen jedoch in Zusammenhang mit einer längeren Produktionsdauer und als Folge davon auch mit grösseren Risiken (z.B. durch Fäulen). Wirtschaftlich betrachtet können deshalb die Nachteile und Risiken einer höheren Produktionsdauer den Vorteil eines besseren Verkaufspreises kompensieren oder sogar zunichte machen. Umgekehrt formuliert stellt sich dem Waldbauer damit die Frage, wo die Grenze ist, ab welcher die Nachteile, die mit Qualitätseinbussen durch breitere Jahrringe verbunden sind, die Vorteile einer kürzeren Produktionszeit überschreiten. Diese Frage ist natürlich mit jener zu stellen, inwieweit die Jahrringbreite von der waldbaulichen Behandlung beeinflussbar ist (z.B. durch Kontrolle der Bestockungsdichte), oder ob sie im wesentlichen einer standörtlich gegebenen Grösse entsprechen.

Bei allgemeiner Betrachtung kann man behaupten, dass für die Produktion von Qualitätsholz weniger die Breite der Jahrringe, vielmehr ihre Regelmässigkeit entscheidend ist. So kann man z.B. aus Fichten, welche in einem Mittelwald herangewachsen sind und deshalb breite Jahrringe aufweisen, hochwertiges Furnierholz produzieren; unter der Voraussetzung, dass das Holz eine regelmässige Struktur aufweist und frei von Harztaschen ist (Olischläger, 1970)[[Referenz::Olischläger;1970;Olischläger, K., 1970: Untersuchungen über den Wertzuwachs von Fichten nach Aestung Diss. Hann. Münden, 127 S.| ]]<ref>Olischläger, K., 1970: Untersuchungen über den Wertzuwachs von Fichten nach Aestung Diss.Hann. Münden, 127 S.</ref>.

Die Eiche gehört zu den Baumarten, bei welchen eine feine Jahrringstruktur günstig wirkt. Allerdings ist das einstige Stereotyp der drei- oder vierhundertjährigen oder gar noch älteren Eiche mittlerweile nicht mehr so unbestritten, im wesentlichen wegen der Entwicklung von Fäulen. Auch in den bekanntesten Produktionsregionen von Werteichen in Frankreich (Bercé, Bellème oder Tronçais) oder Deutschland (Spessart und die Pfalz), rechnet man heute für dieseBaumart mit Produktionszeiträumen von unter 250 Jahren (Fleder, 1981) [[Referenz::Fleder;1981;Fleder, W., 1981: Fourniereichenwirtschaft heute. Qualitätsansprüche, Produktionszeitraum und waldbauliche Folgerungen. Holz-Zentralbl. 107, 98: 1509-1511.| ]]<ref>Fleder, W., 1981: Fourniereichenwirtschaft heute. Qualitätsansprüche, Produktionszeitraum und waldbauliche Folgerungen. Holz-Zentralbl. 107, 98: 1509-1511.</ref>. Ausserdem erlaubt heute der technologische Fortschritt auch, Eichenfurniere zu produzieren mit Jahrringen von 2,5 mm Breite (Schulz, 1959) <ref>Schulz, H., 1959: Untersuchungen über Bewertung und Gütemerkmale des Eichenholzes aus verschiedenen Wuchsgbieten. SchrReihe forstl. Fak. Univ. Göttingen 23, 90 p.</ref>. So formuliert Polge (1973) Polge (1973, Polge, H., 1973: Qualité du bois et largeur d'accroissement en Forêt de Tronçais. Rev. forest. Fr. 25, 5: 361-370.)<ref name="Polge">Polge, H., 1973: Qualité du bois et largeur d'accroissement en Forêt de Tronçais. Rev. forest. Fr. 25, 5: 361-370.</ref> für Werteichen: „La dureté n’est plus comme autrefois un défaut rédhibitoire pour la fabrication des placages“. (Heute ist für die Herstellung von Eichenfurnieren die Härte, im Vergleich zu früher, nicht mehr ein entscheidendes Hindernis). Auf guten Standorten wie im Schweizerischen Mittelland, ist es ohne weiteres möglich, hochwertiges Eichenholz in Produktionszeiträumen von 160 Jahren mit einem viel aktiveren Waldbau vorzustellen (Kenk, 1980; Schütz, 1979) <ref>Kenk, G., 1980: Pflegeprogramm "Werteiche": Ueberlegungen zu einem Betriebszieltyp. MELU Stuttgart. Nr. EM-8-80: 89-116.</ref> <ref>Schütz, J.-Ph., 1979: Le chêne est-il devenu l'enfant pauvre de notre sylviculture? Schweiz. Z.Forstwes. 130, 12: 1047-1070.</ref>. Dies gilt vor allem für die Stieleiche, welche sich als ausgezeichnete Art für gut wasserversorgte Buchenstandorte eignet (Mühlhäusser, 1978) <ref>Mühlhäusser G., 1978: Werteichen-Standorte in Baden-Württemberg. Allg. ForstZ. 33, 38: 1090-1093.</ref>.

Überdies, wie die Arbeiten von Polge (1973) <ref name="Polge">Polge, H., 1973: Etat actuel des recherches sur la qualité du bois de hêtre. Bull. techn. Off. Nat. For. No. 4: 13-22.</ref> gezeigt haben, wird die Holzdichte, oder genauer gesagt die Leichtigkeit des Holzes, nicht allein durch die Jahrringbreite bestimmt. So findet man in der Tat innerhalb von Eichenpopulationen einzelne Individuen mit einem Holz, das zwar zwei, oder sogar drei Millimeter breite Jahrringe aufweist, aber trotzdem eine gute Holzdichte hat und ebenso leicht ist wie das Holz einer klassischen Furniereiche mit Jahrringen von 1 mm Breite (siehe dazu Abb. 4.2.). Diese bemerkenswerte Eigenschaft muss man auf die Fähigkeit einzelner Individuen zurückführen, jährlich eine zweite Reihe von Gefässen (Tracheen) bilden zu können. Die Kombination von breiten Jahrringen, d.h. relativ kurze Produktionszeit mit Qualitätsleistung, lässt von Eichen mit Furnierqualität bei einer Produktionsdauer von nur gerade 120 Jahren träumen.

Das Problem der Jahrringbreite besteht in analoger Weise für die Waldföhre. Bei dieser Baumart erwartet man auch vom Wertholz die Erfüllung von gewissen Feinheitskriterien. Aber trotzdem weist eine zu lange Produktionsdauer Nachteile im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Fäulen auf, welche sich vor allem vom Wipfel des Baumes (sog. Kienzopf) oder von den Wurzeln her entwickeln und mit zunehmendem Alter immer grösser werden.

Abb 4.2.png

Abb. 4.2: Zusammenhang zwischen Rohdichte des Holzes und Jahrringbreite bei Eichen. (nach Polge, 1973) <ref name="Polge">Polge, H., 1973: Etat actuel des recherches sur la qualité du bois de hêtre. Bull. techn. Off. Nat. For. No. 4: 13-22.</ref>

Was nun bei Eiche und Föhre, zwei langlebigen Baumarten mit vollkommener Verkernung zutrifft, gilt aber nicht gezwungenermassen für alle anderen Baumarten. Ganz im Gegenteil: Es gibt einige Baumarten, bei denen die mit der Alterung verbundenen Nachteile derart erheblich sind, dass man möglichst kurze waldbauliche Produktionszeiträume anstrebt. Sie verlangen einen aktiven Waldbau, welcher erlaubt, Holz in angemessenen Dimensionen (BHD über 60 cm) in Zeiträumen von 80 - 90 Jahren zu produzieren. Dies ist z.B. der Fall bei der Esche, wegen ihrer Neigung zur Bildung eines ungünstigen fakultativen Farbkernes (auch Braunkern genannt).

Auch Kirschbaum und Kastanie gehören zu den Baumarten mit kurzer Umtriebszeit. Im ersten Fall wegen dem Risiko von Fäulen und im zweiten (Kastanie) wegen Ringschäle. Schlussendlich ist bei Baumarten wie Nussbaum oder Roteiche die Jahrringbreite mit keinen Nachteilen verbunden, so dass kurze Produktionszeiträume auch sinnvoll sind.


Das Fallbeispiel Buche

Der Fall der Buche ist es wert, besonders erwähnt zu werden: Es besteht eine enge und günstige Beziehung zwischen der Breite der Jahrringe und der Verringerung von Spannungen im Holz. Diese Spannungen sind im wesentlichen ein Phänomen der Alterung, weil sich mit zunehmendem Alter die Holzfasern immer mehr verkürzen, so dass im Zentrum des Stammes eine Druckzone entsteht, während sich an der Peripherie eine Zugzone bildet. Solche Spannungsunterschiede neigen dazu, sich beim Zuschnitt und weil Buchenholz eine hohe Spaltbarkeit aufweist, auszugleichen. Es bilden sich dann oft bei Ablängen von liegenden Stämmen gravierende Schäden des Aufreissens. Dies gilt besonders für Buchenholz aus Beständen, welche lange Zeit sehr dicht gehalten wurden.

Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen breiten Jahrringen und Verringerung der Drehwüchsigkeit und Verbesserung der Schlagfestigkeit. So wurde eine klare Korrelation zwischen Kronendimensionen und hohen Holzspannungen von (Polge, 1973, 1980, 1981 und Ferrand, 1982) <ref>Polge, H., 1973: Etat actuel des recherches sur la qualité du bois de hêtre. Bull. techn. Off. Nat. For. No. 4: 13-22.</ref><ref>Ferrand, J.-Ch., 1982: Etude des contraintes de croissance.1ère partie: méthode de mesure sur carottes de sondage. 2ème partie: variabilité en forêt des contraintes de croissance du hêtre (Fagus sylvatica L.). Ann. Sci. For., 39, 2: 109-142; 39, 3: 187-218.</ref> festgestellt, obwohl diese Autoren auch andere Faktoren wie Standort und Genetik auf die Bildung von Spannungen vermuten bzw. ausweisen. Allerdings konnten Lenz et al. (1959) <ref>Lenz, O., Strässler, H.J., 1959: Contribution à l'étude de l'éclatement des billes de hêtre (Fagus sylvatica, L.). Mitt. Schweiz. Anstalt forstl. Versuchswes., 35, 5: 369-411.</ref> in einer schweizerischen Studie über das Aufreissen von Buchenklötzen die These des positiven Einflusses der Kronengrösse nicht bestätigen.

Darüber hinaus ist bei der Buche die Bildung eines fakultativen Farbkerns ein allgemein bekannter, sehr häufig auftretender Holzfehler, der auch mit den Phänomenen der Alterung verbunden ist. In der Tat nimmt das Risiko der Farbkernentwicklung ab Alter 120 sehr deutlich zu (Knoke und Schulz-Wenderoth 2001) <ref>Knoke, T., Schulz-Wenderoth, S., 2001: Ein Ansatz zur Beschreibung von Wahrscheinlichkeit und Ausmass der Farbkernbildung bei Buche (Fagus sylvatica L.). Forstwiss. Cbl. 120: 154-172.</ref>.

Von den Qualitätsfaktoren gehören die Holzspannungen wahrscheinlich zu den schwerwiegendsten Fehlern mit den grössten ökonomischen Konsequenzen. Farbkernbildung ist für die Praxis die offensichtlichste und weitverbreitetste Erscheinung. Sie ist aber im Grunde nicht als echter Fehler anzusehen, weil es zu keinen Veränderungen der Holzeigenschaften führt (von Büren, 1997) <ref name="Büren">Büren, S.v., 1997: Der Farbkern der Buche (Fagus sylvatica L.) in der Schweiz nördlich der Alpen. Untersuchungen über die Verbreitung, die Erkennung am stehenden Baum und die ökonomischen Auswirkungen. Diss. ETH-Z, Zürich, 178 S.</ref>. Sie bringt wohl Deklassierungen und entsprechende Ertragsverminderungen. Ihre Bedeutung muss aber relativiert werden.

Bezüglich Rotkernbildung und Kronenarchitektur bestehen widersprüchliche Aussagen. Praktische Beobachtungen, dass im Mittelwaldbetrieb erzogene grosse Buchen auch völlig weiss bleiben, widersprechen anderen Feststellungen, dass Mittelwaldbuchen besonders häufig verfärbt sind (Becker et al. 1989, Höwecke und Mahler, 1991) <ref>Becker, D., Freist, H., Ollgard, M., 1989: Zielstärkennutzung und Buchenrotkern. Forst u. Holz 44, 1: 12-14.</ref><ref>Höwecke, B., Mahler, G., 1991 : Untersuchungen zur Farbverkernung bei der Rotbuche (Fagus sylvatica L) in Baden-Württemberg. Mitt. Forstl Versuchs- u. Forschungsanst. Baden Württemberg, Nr. 158 I, 106 S.</ref>. Um diese für die Festlegung unserer Durchforstungsstrategien entscheidende Frage zu beantworten, müssen wir das Phänomen der Rotkernbildung etwas differenziert analysieren. Wenn man weiss, dass Rotkern sowohl vom Wurzelsystem stammaufwärts (sog. Nasskern oder abnorme Kern nach Seeling, 1992) <ref>Seeling, U., 1992 : Abnorme Kernbildung bei Rotbuche (Fagus sylvatica L.) und ihr Einfluss auf holzbiologische und holztechnologische Kenngrössen. Ber. Forschungs-zentr. Waldökosysteme, Reihe A, Nr. 77, 167 S.</ref> vordringen kann, wie von Astbrüchen ausgehend in der umgekehrten Richtung (sog. trockener Rotkern nach von Büren, 1997) <ref name="Büren">Büren, S.v., 1997: Der Farbkern der Buche (Fagus sylvatica L.) in der Schweiz nördlich der Alpen. Untersuchungen über die Verbreitung, die Erkennung am stehenden Baum und die ökonomischen Auswirkungen. Diss. ETH-Z, Zürich, 178 S.</ref> ist der Schluss naheliegend, zumindest für den Trockenrotkern, dass zu mächtig entwickelte Kronen zu grösseren Astbruchrisiken und somit zu vermehrtem Farbkern führen können.

Die Ergebnisse der breit ausgelegten Untersuchungen von Susanne von Büren bestätigen den Einfluss der waldbaulichen Behandlung auf die Verminderung des Rotkerns, indem gut bekronte Buchen tendenziell weniger Rotkern aufweisen. Die Ausprägung dieses Faktors ist aber eher schwach und wird von vielen anderen Faktoren überlagert. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Schaftform einen mitwirkenden Einfluss ausübt, indem wipfelschäftige Buchen signifikant weniger Rotkern aufweisen als Zwieselschäftige. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Knoke (2002) für Bayern. Das Farbkernrisiko ist im Alter 100 3,7 mal grösser für zwieselschäftige Buchen gegenüber wipfelschäftigen, bei ansonsten gleicher Faktorenkonstellation.

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass der Hauptfaktor für die Verkernung in der Alterung bzw. den starken Dimensionen zu suchen ist. Kurz formuliert haben wir bei der Buche Interesse daran, in Bezug auf die Förderung ausgezeichneten technologischen Eigenschaften, den guten Kompromiss zu finden zwischen Erzeugung von jungen und möglichst genügend dicken Buchen. Heute werden z.T. sehr aktive Waldbaukonzepte vorgeschlagen, welche darauf hinzielen, die Produktionsziele in einem Zeitraum von 120 Jahren zu erreichen (Pardé und Venet,1981) <ref>Pardé, J., 1981: De 1882 à 1976/80 les places d’expérience de sylviculture du hêtre en forêt domaniale de Haye. Rev. For. Fr. 33, No spec. : 41-64.</ref>.

Heutige und zukünftige Bedeutung der Starkhölzer

Neuerdings wird die Kritik seitens der holzverarbeitende Kreise, insbesondere der Sägerindustrie, an der Zukunft von Starkhölzern immer lauter (BUWAL, 1999) <ref>Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), 1989: Ergebnisse einer Erhebung über den Aufwand bei der Jungwaldpflege. Möglichkeiten der Pauschalierung. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern, 6p.</ref>. Dies gilt interessanterweise für in der Qualität mässige und niederwertige Nadelhölzer und in keiner Weise für die Laubholzproduktion. Als Starkholz werden hier Sortimente mit einem Zopfdurchmesser von mehr als 45 cm oder einer BHD von mehr als 52 cm definiert. Begründet wird diese Kritik mit der Tendenz in der Holzverarbeitung zur Herstellung von standardisierten Produkten aus Rekombination und Verleimung von kurzen Holzelementen statt Massivholz (Bretter); sowie mit neuen Tendenzen in der Holztrocknung. Darüber hinaus ist die Holzverarbeitende Industrie auf neue Verabreitungsprozesse angewiesen, welche eine hohe Schnitt- oder Hobelgeschwind igkeit erlauben. Die Tendenzen gehen diesbezüglich weg von Massivholz und Einzelstückverarbeitung hin zu Normprodukte und Holzrekombination.

Auch wenn die Konzentration der Produktion auf starke Dimensionen nach wie vor wirtschaftliche Vorteile hat (dank Massen-Stück-Verhältnis), zumindest bis zur Sägerei, und damit die Produktion-, Nutzungs- und Gewinnungskosten entsprechend wesentlich günstiger anfallen, werden sich in Zukunft die Preisrelationen zwischen mittleren und starken Nadelholzsortimenten zu Ungunsten allzu starker Hölzer ändern. Dies hat insofern einen Einfluss auf die Produktionskonzepte für Nadelhölzer, als die bisherigen Produktionsmodelle von einem grösseren Einfluss der Dimensionen als der Qualität auf die Preisabstufung ausgegangen sind. So dürften in Zufunft sowohl die Wirkung der Durchforstung wie auch die Verjüngungszeitpunkte (oder die Produktionsdauer) in Rücksicht auf die neuen Preisgegebenheiten zu revidieren sein.


Referenzen

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