3.3.4 Beobachtung von Schäden und Krankheiten

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Dies alles verlangt sehr sorgfältige Beobachtungen und oft auch eine gute Dosis Erfahrung. In der Tat sind bestimmte Schäden, wie z.B. Verletzungen durch die Holzernte leicht zu erkennen. Andere Symptome, wie etwa die Ausflüsse der Schleimflusskrankheit der Buche oder die Eschen-, Tannen- oder Lärchenkrebse verlangen aber schon eine genauere Beobachtung und Kenntnisse über die Ursachen und die Entwicklung dieser Krankheiten. Andere Fehler und Krankheiten sind viel schwieriger abzuschätzen, da ihre Symptome versteckt, d.h. von aussen nicht oder nur unsicher zu erkennen sind.

So ist die Kernfäule (Rotfäule) der Fichte, welche bei uns praktisch die bedeutendste forstliche Ausfallsursache darstellt, äusserlich praktisch nicht erkennbar. Graber (1994, 1996)<ref>Graber, D., 1994: Die Fichtenkernfäule in der Nordschweiz. Schadenausmass, ökologische Zusammenhänge und waldbauliche Massnahmen. Schweiz. Z. Forstwes. 145: 905-925.</ref> <ref>Graber, D., 1996: Die Kernfäule an Fichte (Picea abies Karst.) in der Schweiz nördlich der Alpen. Untersuchungen über das Schadenausmass, die ökologischen, waldbaulichen und mykologischen Einflussfaktoren sowie die ökonomischen Auswirkungen. Beih. Schweiz. Z. Forstwes. Nr. 79. Dr. Thesis, ETH-Zürich, 236 S + Anh. p.</ref> konnte in einer breit angelegte Studie nachweisen, dass folgende äussere Merkmale am sichersten über das Vorhandensein von Rotfäule bei Fichte hinweisen: frühere Verletzungen und Beulen an der Stammbasis, sowie flaschenhalsförmiger Stammanlauf und harzige Verkrustungen. Das Vorhandensein solcher Merkmale deutet jedoch nicht zwingend auf einen starken Kernfäulebefall hin. Bei Durchforstungen können solche Erscheinungen als Auslesekriterium somit nur als Hinweis und nicht Beweis mitberücksichtigt werden, mit einer schwachen Indikatorenwert. Ein flaschenhalsförmiger Stammanlauf bei Fichten gibt in der Tat mehr über die Wuchsform des Hauptwurzelsystems Auskunft, und damit über die physiologische Tiefe des Bodens, als über den Gesundheitszustand des Wurzelsystems. Es gibt also Fichten mit flaschenhalsförmigem Stammanlauf, welche vollständig gesund sind. Darüber hinaus erhärten sich heute Hinweise, dass die gefährdetsten Standorte bezüglich Kernfäulen, im Gegensatz zu früher allgemeinhin angenommen, weniger die feucht-nassen Mulden als Standorte mit wechselndem Wasserhaushalt sind.

Andere Bodeneigenschaften, besonders die Zusammensetzung des Substrates (Skelettgehalt) und der Basengehalt (Calciumkarbonat) scheinen gleichwohl eine wichtige prädisponierende Rolle für die Entwicklung von Kernfäulen zu spielen<ref>Werner, H., 1971: Untersuchungen über die Einflüsse des Standortes und der Bestandesverhältnisse auf die Rotfäule (Kernfäule) in Fichtenbeständen der mittleren Alb. Mitt. Ver. forstl. Standortsk. Forstpflzücht. 20: 9-49.</ref> <ref>Rehfuss, K.E., 1973: Kernfäulebefall und Ernährungzustand älterer Fichtenbestände in Wuchsgebiet "Baar-Wutach". Mitt. Ver. forstl. Standortsk. Forstpflanzenzücht. 22: 9-26.</ref><ref>Evers, F.H., 1973: Zusammenhang zwischen chemischen Bodeneigenschaften und Kernfäulebefall in Fichtenbeständen. Mitt. Ver. forstl. Standortskunde Forstpflanzenzucht. 22: 65-71.</ref>. Auch die Erscheinung des vermehrten Harzflusses an Fichtenstämmen muss nicht notwendigerweise auf eine fortgeschrittene Kernfäule hinweisen.

Um die Gültigkeit dieser Kriterien zu überprüfen, stützt man sich mit Vorteil auf die praktischen Erfahrungen, weil Forstwarte und Förster mit gefällten Bäume umgehen und somit in der Lage sind, die ersten Stadien des Fäulebefalls überhaupt wahrzunehmen und rechtzeitig zu erkennen. Es empfiehlt sich in diesem Falle, systematische Beobachtungen der Durchforstungsschläge vorzunehmen und diese auf geeignete Art, d.h. möglichst schriftlich zu dokumentieren, um bei der nächsten waldbaulichen Entscheidung davon profitieren zu können.

Referenzen

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