3.1.7 Aggregationskriterien (sog. Textur der Bestockungen)

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Unter Textur versteht man die Art und Weise, wie die einzelnen Baumarten mengenmässig vertreten sind und in welcher Aggregierungsform sie vorkommen. Dieses Kriterium wird auch als horizontale Struktur bezeichnet.

Konkret geht es darum, das Mischungsmosaik der Baumarten im Innern eines Bestandes zu definieren. Um dies zu beschreiben, beurteilt man an erster Stelle die Mischungsart, d.h. die im Bestand vorhandenen Baumarten, den Mischungsgrad oder die Häufigkeit (Flächenanteile) der verschiedenen Arten und schliesslich die Mischungsform, d.h. die Art und Weise, wie sich die verschiedenen Baumarten gruppieren. Die Schätzung der Mischungsverhältnisse wird gewöhnlich für jede Schicht separat vorgenommen.

Die Mischungsart gibt die vorhandenen Baumarten an.

Der Mischungsgrad gibt die Flächenanteile der einzelnen Baumarten in Prozent der durch die Kronenprojektion bedeckten Fläche für die entsprechende Bestandesschicht an. Als Beispiel:

40 Fi, 40 Bu, 20 WiLi. (Abkürzungen der Baumarten auf Tabelle 3.13.) Um in einer Beschreibung den Mischungsgrad verbal zu umschreiben, verwendet man ausserdem die folgenden, üblichen Adjektive:

  • vereinzelt: Nur mit wenigen Individuen und unregelmässig vertreten.
  • eingesprengt: Flächenanteil unter 10 % ; jedoch einigermassen gleichmässig verteilt.
  • beigemischt: Flächenanteil 10 bis 40 % ;
  • gemischt: Die erwähnten Baumarten sind mit annähernd gleichen Flächenanteilen von über 40 % vertreten.

Abb3.12.png

Abb. 3.12: Die Textur oder Aggregationsform der Baumarten in einer Bestockung.

Die Mischungsform beschreibt die Aggregationsform der beigemischten Baumarten (die Grösse der Mosaikkomponenten). Dabei gelten als Gruppierungsmuster:

  • Der Einzelständer (e): Einzeln oder evtl. paarweise vorhandene Bäume, die sich vonihrer Umgebung deutlich unterscheiden.
  • Der Trupp (t): Kleine, sich von der Umgebung unterscheidende Gruppierung von einigen Bäumen, die in der Baumholzstufe weniger als etwa 5 Bäume enthält und deshalb auch maximal 5 Aren gross ist.
  • Die Gruppe (g): 5-10 Aren grosse Gruppierung von Bäumen, die in der Baumholzstufe mehr als 5 Bäume ausmachen.
  • Der Horst (h): Gruppierung von Bäumen mit einheitlicher Zusammensetzung in einer Ausdehnung von 10-50 Aren. Seine Flächenausdehnung reicht für eine selbständige langfristige Zielsetzung nicht aus, da u.a. eine dauerhafte Kernzone nicht vorhanden ist. Im Rahmen einer Taxation wird deshalb der Horst normalerweise nicht als unabhängige Einheit ausgeschieden.

Im Fall von horizontal, gleichförmigen Beständen ist die schichtweise Beschreibung der Mischungsart, des Mischungsgrades und der Mischungsform ausreichend. Falls diese Bestände aus mehr als einer Schicht bestehen, muss wohlverstanden die Textur jeder Schicht separat auf diese Art und Weise beschrieben werden. Im Fall von ungleichförmigen, stufigen Beständen wird die Mischung für jede Höhenklasse separat betrachtet.

Der Begriff Mischung wird im Grunde im wesentlichen für die Beschreibung der horizontalen Anordnung der Komponenten eines Waldes sinnvoll. Gerade im Fall von Mischungen mit untergeordneten Bestandteilen können nun aber die Inhalte der Begriffe [Textur]] und Struktur nicht immer sauber voneinander getrennt werden. In diesem Fall wird es notwendig, die funktionelle Bedeutung und die Entwicklungsaussichten der verschiedenen Komponenten (Schichten) eines Bestandes zu berücksichtigen. (siehe Abb. 3.14)

Von zwei- oder mehrschichtigen Beständen (auch zweistöckige oder zweihiebige Bestockungen genannt) spricht man, wenn die vorhandenen Bestandeskomponenten in Form einer deutlichen Bestandesschicht die gleiche Funktion haben, z.B. der Hauptproduktion. Dies ist zum Beispiel bei Überhältern oder im Mittelwald der Fall. Besonders in diesem Fall wird jede der Schichten getrennt, d.h. für sich alleine beschrieben.

Im Fall untergeordneter Mischungen haben die unterstellten Komponenten eine andere Funktion. Der Nebenbestand ist insofern funktionell unterstellt, da er eindeutig eine Umhüllfunktion oder Schaffung eines günstigen Bestandesklimas oder noch bodenpflegerische Funktion ausübt.

Abb3.14.png

Abb. 3.14: Formen der untergeordneten Mischungen.

Von Zeitmischungen spricht man, wenn die Wirkung vereinigter Komponenten zeitlich begrenzt ist. Dies hat zur Folge, dass ein Teil der Mischung wesentlich früher entfernt wird als der andere. Dies ist der Fall beim Vorbau (oder Pflanzung unter Schirm). Der begünstigende Effekt, hier v.a. in Form des Frostschutzes, ist zeitlich auf die Phase der Installation der Unterschicht beschränkt (siehe Abb. 3.15.) Zu dem Zeitpunkt, wo die Unterschicht das volle Licht benötigt und den Frostschutz nicht mehr braucht, wird der Vorbau entfernt.

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Abb. 3.15: Die Zeitmischungen.