3.1.3 Entwicklungskriterien

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Sofern es sich nicht um Bestände mit ungleichförmiger stufiger Struktur handelt, gehört das Alter eines Bestandes zu den typologisch und waldbaulich bedeutendsten Kriterien. Das Bestandesalter steht in engem Zusammenhang mit der Dynamik der Entwicklung (oder Sylvigenese) eines Bestandes und den entsprechenden waldbaulichen Eingriffen.

Weil es schwierig ist, bei stehenden Bäumen das genaue Bestandesalter zu bestimmen, ist es angebracht, die Entwicklungsstufen der Bestände durch die Dimensionen der Bäume, genauer gesagt durch deren Durchmesser gegeneinander abzugrenzen. Dazu verwenden wir den Begriff des Oberdurchmessers (Do oder ddom). Es handelt sich hierbei um den mittleren Brusthöhendurchmesser der 100 dicksten Bäume (stärksten Stämme) pro Hektare. Es handelt sich hier also um den mittleren BHD der stärksten Bäume, welcher jeweils im Umkreis von etwa einer Are zu finden sind. Die Oberhöhe (hdom) wird in analoger Weise definiert. Der Oberdurchmesser eines Bestandes ist relativ leicht zu erfassen und für den Hauptbestand repräsentativer als der Mitteldurchmesser, der früher gebraucht wurde. Dies gilt insbesondere für Bestände, welche einen Unterwuchs oder einen gut entwickelten Nebenbestand aufweisen.

Die Entwicklungsstufen sind in Oberdurchmesserklassen von 10 cm Breite unterteilt. Die Bäume, die offensichtlich nicht dem zu beschreibenden Kollektiv angehören, so z.B. die Überhälter, die extrem Vorwüchsigen und die Bäume eines Vorbaues, werden für die Berechnung des Oberdurchmessers nicht miteinbezogen. Im besonderen Fall von zweischichtigen Beständen, wo beide Schichten für eine Hauptproduktion bestimmt sind, ist es angebracht, den Oberdurchmesser für jede Schicht getrennt zu berechnen.

Wir unterscheiden die folgenden Entwicklungsstufen:

Die Ansamung (A') beinhaltet die Keimlinge (junge Bäume, welche die Keimblätter noch tragen) und den Aufwuchs (d.h. junge Bäume oder Sämlinge, mit verholztem Stängel, die erst wenige Jahre alt sind und eine Höhe von maximal etwa 20-30 cm aufweisen). Dieser Zustand verkörpert die Phase der Installation des jungen Waldes. Während dieser Zeit investieren die Bäume ihre gesamten Kräfte in die Entwicklung ihres Tiefenwurzelsystems, um ein allfälliges Austrocknen zu verhindern. Diese Phase der Entwicklung ist auch durch eine noch starke Konkurrenzierung der kleinen Bäumchen durch die Unkrautvegetation der Krautschicht gekennzeichnet. Im forstlichen Sprachgebrauch werden auch verschiedene Formen der Ansamung unterschieden, je nach der Verbreitungsart der Samen, nämlich einerseits den sog. Aufschlag für Baumarten mit schweren Samen (Eiche, Buche, Edelkastanie, etc.) und andererseits den Anflug für windverfrachtete Samen.

Der Jungwuchs (J, K) besteht aus jungen Bäumen, welche normalerweise die Krautschicht überragen, jedoch die Höhe von 1.3 m, auf welcher üblicherweise der Stammdurchmesser gemessen wird, in der Regel noch nicht erreicht haben. Nach der Art der Vermehrung unterscheidet man zwischen dem natürlichen Jungwuchs (J), welcher aus natürlicher Ansamung hochgewachsen ist und der Pflanzung bzw. Kultur (K). Für den natürlichen Jungwuchs sind eine sehr hohe Pflanzendichte und eine Variabilität im Alter und der Statur der einzelnen Bäumchen kennzeichnende Merkmale. Oft vermag er die Fläche jedoch nur unvollständig zu bedecken, was deshalb erlaubt künstliche Ausbesserungen oder Ergänzungspflanzungen in Betracht zu ziehen. Die Kultur ist dadurch gekennzeichnet, dass der Kronenschluss, d.h. der Moment, in dem sich die Kronen der Bäume berühren und somit ein kompaktes Kollektiv bilden, noch nicht erreicht ist. Aufgrund der Statur und der Höhe der Bäume ist dieser Entwicklungszustand noch stark durch den Wildverbiss und durch Fröste gefährdet. Die Frostgefährdung ist auf reliefbedingten Standorten wie Talkesseln, Depressionen oder Mulden sehr hoch.

Die Dickung (D). Ab dem Dickungsstadium grenzen sich die Entwicklungsstufen in Oberdurchmesser- Klassen von jeweils 10 cm ab. Die Dickung stellt eine Jungbestockung mit einem Oberdurchmesser von maximal 10 cm dar. Dies ist der Lebensabschnitt, bei dem der Kronenschluss im allgemeinen erreicht wird und bei welchem der Wettbewerb im Innern des Kollektives beginnt und somit zu einer sozialen Differenzierung (Hierarchie) führt. Als weitere typische Eigenschaft der Dickungsstufe kann auch ihre Undurchdringlichkeit genannt werden.

Bezüglich Formen des Wettbewerbes unterscheidet man zwischen der interspezifischen Konkurrenz, d.h. der Konkurrenz im eigentlichen Sinne, die den Kampf zwischen den jungen Bäumen und der nicht baumartigen Vegetation beschreibt, und der intraspezifischen Konkurrenz oder der Konkurrenz zwischen den forstlich erwünschten Bäumen, in der Regel derselben Art, (siehe Abb. 3.3).

Abb 3.3.png

Abb. 3.3: Interspezifische und intraspezifische Konkurrenz.

Das Stangenholz (S1, S2). Während der Entwicklungsstufe des Stangenholzes liegt der Oberdurchmesser einer Bestockung zwischen 10 und 30 cm. Man unterscheidet Der Name des Attributs „[[hatEntwicklungsstufe“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. (S1), mit einem Oberdurchmesser zwischen 10 und 20 cm und Der Name des Attributs „[[hatEntwicklungsstufe“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. (S2) mit einem DO zwischen 20 und 30 cm. Dies ist die Lebensphase, in der die Bäume das stärkste Streckungswachstum aufweisen. Als Folge davon findet hier auch die schnellste Zunahme des Wettbewerbs statt, da der von den Bäumen benötigte Lebens- bzw. Kronen-Raum exponentiell zur Baumhöhe ansteigt. Die logische Folge davon ist eine immer deutlicher ausgeprägte soziale Ausdifferenzierung innerhalb des Kollektives, was den Beginn des Phänomens der natürlichen Astreinigung darstellt sowie im Endeffekt zum Absterben bzw. zum Ausscheiden der sozial niedrigsten Elemente Siehe Abb. 3.4.

Abb 3.4.png

Abb. 3.4: Soziale Differenzierung und ihre Folgen in der Entwicklungsstufe des Stangenholzes.

Bezüglich Mortalität unterscheidet man zwischen dem natürlichen Ausscheiden ersten Grades, durch das Ausscheiden der Bäume aufgrund äusserer (exogener) Einflüsse (Fröste, Krankheiten) gegenüber dem natürlichen Ausscheiden des zweiten Grades unter dem Effekt des Wettbewerbes. Letzterer wird umso grösser, je länger mit den künstlichen, regulierenden Waldbaueingriffen zugewartet wird und je gemässigter und zurückhaltender sie ausfallen.

Der Wettbewerb bewirkt eine Erhöhung des Schlankheitsgrades der Stämme oder das h/d Verhältnis. Als Folge davon erhöht sich auch das Risiko von Schäden durch aufliegende Schneelasten (Schneebruch- und Schneedruckschäden). Nach den Beobachtungen von Kodrik (1970, 1972, 1982)<ref>Kodrik, J., 1970: Die Stabilität der Tanne gegen Schneebrüche. Lesnice Prace 49: 74-77.</ref><ref>Kodrik, J., 1972: Der Einfluss der bestandesbildenden Faktoren auf die Beschädigung der Tannenbestände durch Schnee. Acta Fac. forest. Zvolen 14: 115-129.</ref><ref>Kodrik, J., 1982: Beurteilung dispositiver Eigenschaften von Kiefernbeständen gegenüber der Intensität von Schneebruchschäden. Lesnictvi 28, 1: 43-57.</ref> in der Slowakei, lässt sich ein Maximum der Schneeschäden (Kronen- und Stammbrüche zusammengenommen) in den Altersklassen von 20-30 und 30-40 Jahre feststellen. Dabei fallen die Schäden in den gepflegten Beständen geringer aus als in unbehandelten. Bei korrekter Durchforstung betreffen sie ältere Entwicklungsstufen. Siehe dazu Abb. 3.5.

Abb 3.5.png

Abb. 3.5: Häufigkeit von Schneebruchschäden in Abhängigkeit des Bestandesalters (nach Altersklassen) und des Pflegezustandes. nach Kodrik, in: Rottmann (1985)<ref>Rottmann, M, 1985: Schneebruchschäden in Nadelholzbeständen. Sauerländer's Frankfurt, 159 S.</ref>

Die Unterteilung in schwaches und starkes Stangenholz ist insbesondere aus pflegeorganisatorischen Gründen wichtig. Im schwachen Stangenholz werden die Eingriffe zur Stammzahlreduktion noch mit dem Gertel oder anderen manuellen Werkzeugen ausgeführt.

Unter der Bezeichnung Jungwald versteht man die Gesamtheit aller Entwicklungsstufen vom Jungwuchs bis zum Stangenholz.

Das Baumholz (B1, B2, B3). Ab einem Oberdurchmesser von 30 cm befindet sich eine Bestockung in der Entwicklungsstufe des Baumholzes, welches man folgendermassen weiter unterteilt:

Der Gebrauch des Durchmessers als Kriterium zur Bestimmung der Entwicklungsstufe hat vor allem wirtschaftliche Gründe, da ja eine enge Beziehung zwischen der Dicke der Bäume und den daraus anfallenden Sortimenten besteht. Die Grenze von 50 cm entspricht, für die Nadelbäume, im grossen und ganzen dem Übergang zur obersten Stärkenklasse.

Auf Standorten mit schlechter Produktivität werden diese Dimensionen unter Umständen gar nie erreicht. Folglich kann auf diesen Standorten, auch im Falle von physiologisch alten Beständen, gar nicht mit eigentlichen starken Baumhölzern gemäss der obigen Definition gerechnet werden. Andererseits hat aber auch die waldbauliche Behandlung selbst, insbesondere der Durchforstungstätigkeit, einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklungsstufen.

Tabelle 3.6.png

Tabelle 3.6 : Abgrenzung der Entwicklungsstufen Bei der Entwicklungsstufe des Baumholzes liegen die hauptsächlichen Risiken in den Sturmschäden. Sie können in Form von Windbrüchen (Stamm-, Kronen- oder Stockbrüchen) oder Windwürfen vorliegen.

Tabelle 3.6 fasst die gegenseitigen Abgrenzungen und hauptsächlichen Eigenschaften der verschiedenen Entwicklungsstufen zusammen. Die für die Höhe und die Dauer jedes Entwicklungszustandes angegebenen Werte sind nur von hinweisendem Wert. Strikt gültig sie sind nur für Fichte unter mittleren Produktions- und Bonitätsbedingungen.


Referezen

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