2.4.1 Die Astbildung und Reinigung

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Als wichtigster und häufigster Fehler von Hölzern ist neben einer schlechten Form und einer mangelnden Geradschaftigkeit der Stammachse die Astigkeit zu betrachten. Dies ist verständlich, weil sie eine schwerwiegende Störung in der Struktur des Holzes als Bau- und Werkstoff verursacht. So sind z.B. nach von Pechmenn und Courtois (1970)<ref>Pechmenn, H., v. Courtois, H., 1970: Untersuchungen über die Holzeigenschaften von Douglasien aus linksrheinischen Anbaugebieten. Forstw. Cbl. 89: 210-228.</ref> 94 % der Fehler von untersuchtem Sägerei- und Furnierholz von Douglasie dieser Ursache zuzuschreiben. Die Äste sind aber biologisch für das Überleben, für die Vitalität und für das Wachstum eines Baumes selbstverständlich notwendig. Sie müssen also aus der Sicht der Holzqualität als notwendiges Übel betrachtet werden. Die Kunst bei der Waldpflege wird sein, den richtigen Kompromiss zwischen einer für das Wachstum und die Gesundheit genügenden Krone entwickeln zu lassen und (zumindest für Holzproduktion mit hoher Wertschöpfung) eine genügend frühe Astreinigung des unteren Teils des Schaftes.

Bei der Waldpflege interessiert in diesem Zusammenhang in erster Linie das Phänomen der natürlichen Astreinigung der Bäume und die Möglichkeiten durch die waldbauliche Behandlung darauf Einfluss zu nehmen. Wenn die Astigkeit tatsächlich die wichtigste und häufigste Ursache der Holzentwertung dar


Aus holztechnologischer Sicht muss man zwischen lebenden und toten Ästen unterscheiden. Lebende Äste hinterlassen im Holzkörper sogenannte Grünäste, welche fest mit dem umgebenden Holz verwachsen sind. Solches Holz wird z.T. sogar nachgefragt, da es für bestimmte Sortimente mit dekorativem Charakter (v.a. für Innenausbau oder auch Möbel) gesucht werden kann. Dies gilt besonders für die Arve, die Föhre und die Douglasie. Im bereits abgestorbenen Zustand eingewachsene Äste hinterlassen im Holz aber sogenannte Tot-, Schwarz- oder Ausfalläste, die nur schlecht mit dem Holzkörper verwachsen sind, oft von selbst in geschnittenem Holz herausfallen und damit Löcher hinterlassen und deshalb schon vorsorglich vom Tischler oder Schreiner entfernt werden müssen.


Gemäss ihrer Veranlagung zum natürlichen Abstossen der Äste und demzufolge der Art und Weise der natürlichen Astreinigung bzw. der Überwallung der Äste, gibt es nach <ref>Schulz, H., 1959: Güteklassen des Stammholzes und ihre Abgrenzung gegeneinander. Holz-Zbl. 85, 57: 753-757.</ref> zwei grundverschiedene Kategorien von Baumarten (Abb. 2.16), nämlich:

Abb 2.16.png

Abb. 2.16: Die zwei Typen der Astreinigung bei den Bäumen: die Totasterhalter und die Totastverlierer. <ref>Schulz, H., 1959: Untersuchungen über Bewertung und Gütemerkmale des Eichenholzes aus verschiedenen Wuchsgbieten. SchrReihe forstl. Fak. Univ. Göttingen 23, 90 p.</ref><ref>Burschel, P., Huss J., 1987: Grundriss des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis.Pareys Studientexte 49. Parey, Hamburg & Berlin, 352 S.</ref>

Bei den Totastverlierern werden die abgestorbenen Äste auf natürliche Weise abgeschottet und die Astreinigung erfolgt sobald die Äste dürr geworden sind. Sie fallen in einem Stück unter ihrem Eigengewicht, nachdem eine Trennungszone im Holz oder Wundholzzone) ausgebildet wird, welche das Eindringen von pathogen holzabbauenden Mikroorganismen verhindert<ref>Gelinsky, H., 1933: Die Astreinigung der Rotbuche. Z. Forst. U. J.wes. 65, 6: 289-322.</ref>. Zu dieser Kategorie gehören namentlich Buche, Eiche und die meisten anderen Laubhölzer sowie die Lärche. Totastverlierer weisen in der Regel eine in Bezug auf Wertholzproduktion befriedigende und rechtzeitige natürliche Astreinigung aus.

Im Gegensatz dazu verbleiben bei den Totasterhaltern die abgestorbenen Äste lange Zeit als Stummel am Stamm, werden von diesem überwachsen, und damit hinterlassen sie im Holz die oben erwähnten Schwarzäste. Zu dieser Gruppe gehören die meisten Koniferen, namentlich Fichte, Tanne, Föhre, Douglasie sowie folgende Laubholzarten: Kirschbaum, Pappel und Roteiche. Die Wertastung gehört für diese Baumart zu den wichtigsten Wertvermehrungsmassnahmen.

Wie Butin und Kowalski (1983,1986)<ref>Butin, H., Kowalski T., 1983: Die natürliche Astreinigung und ihre biologischen Voraussetzungen. I. Die Pilzflora der Buche (Fagus silvatica). Eur. J. for. Path. 13: 322-334.</ref><ref>Butin, H., Kowalski T., 1986: Die natürliche Astreinigung und ihre biologischen Voraussetzungen. III. Die Pilzflora von Ahorn, Erle, Birke, Hagebuche und Esche. Eur. J. for. Path. 16, 3: 129-138.</ref> gezeigt haben, sind diese Unterschiede auch auf verschiedene Arten der Zersetzung der Äste durch Pilze zurückzuführen. In diesem Prozess wirken zahlreiche, holzzersetzende Pilze, die auf verschiedene Art vorgehen. Die kleinen, noch nicht verkernten Äste werden von Basidiomyceten besiedelt. Sie verursachen dort eine Weissfäule, welche das Lignin zersetzt und sich im ganzen Ast ausbreitet. Dadurch wird die Stabilität eines toten Astes derart geschwächt, dass der ganze Ast aufgrund des Eigengewichts an seiner Basis, d.h. am Astansatz, abbrechen kann. Weil je nach Astdicke unterschiedliche Pilzarten involviert sind, hängt auch der Abbauprozess von der Dicke der jeweiligen Äste ab. So werden z.B. bei der Eiche die noch nicht verkernten Äste mit einem Durchmesser von über 2 cm von anderen Mikroorganismen besiedelt als die ganz kleinen und dünnen Äste. Die Zersetzung dickerer Äste geht langsamer vor sich und hinterlässt letztlich meist einen Aststummel mit einer Länge von 30 cm bis 1 m.

Die Dicke der Äste spielt also eine entscheidende Rolle im Prozess der natürlichen Astreinigung. Dies gilt auch für diejenigen Baumarten, die normalerweise eine gute natürliche Astreinigung aufweisen. Die Förderung bzw. Aufrechterhaltung eines feinen Astwerkes in der Jugendphase durch eine genügend hohe Bestockungsdichte scheint hierzu ein wichtiger Faktor zu sein. Aus mehrerlei Hinsicht soll dabei eine Astdicke von 2 cm nicht überschritten werden.

Referenzen

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