2.3.5 Einfluss des Faktor Licht auf die Form bei sympodisch neigenden Laubbaumarten

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Die frühere Praxis bei der Verjüngung der Buche und ihre frühjugendliche Entwicklung war, die Buchenjungwüchse im Halblichtklima aufwachsen zu lassen, und sie unter Beschirmung der Altgeneration bis weit in die Dickungsphase bei langen Verjüngungszeiträumen wachsen zu lassen. Dies war mit der Vorstellung verbunden, dass im Halblichtklima aufgewachsene Buchen eine bessere Form aufweisen.

Schon Kurth (1946)<ref>Kurth, A., 1946: Untersuchungen über Aufbau und Qualität von Buchendickungen. Mitt. Schweiz. Anst. forstl. VersWes. 24, 2: 581-658.</ref>hatte gezeigt, dass, im Vergleich zu einer Erziehung im vollen Licht, eine mittlerere Überschirmung von 0,5 bis 0,7 Deckungsgrad die Bildung eines feinen Astwerkes bei den jungen Buchen begünstigt, sowie auch die Tendenz zur Bildung einer knickwüchsigen Achse vermindert, den Astwinkel vergrössert und letztlich die Tendenz zur Zwieselbildung vermindert. Andererseits führt aber eine zu starke und vor allem zu lang anhaltende Überschirmung zu einem Verlust der Wipfelschäftigkeit und somit zu einem sogenannten schrägen Wuchs oder plagiotropen Wuchs.

Die Gründe, warum die im Halbschatten wachsenden Jungbuchen bessere Schaftformen aufweisen, lassen sich auf die Tatsache zurückführen, dass unter diesen Bedingungen die Bildung von Kurztrieben begünstigt ist (<ref name="Dupre">Dupré, S., Thiébaut, B., Teissier du Cros, E., 1986: Morphologie et architecture des jeunes hêtres (Fagus silvatica L.). Influence du milieu, variabilité génétique. Ann. Sci. forest. 43, 1: 85-102.</ref>, welche nie verzwieseln, weil sie keine Seitenknospen aufweisen. Im Gegensatz dazu bilden Buchen, die unter günstigen, d.h. vollen Lichtverhältnissen aufwachsen Langtriebe, welche verzwieseln können und zwar in unterschiedlicher Ausprägung je nach Veranlagung, so dass ein Teil der Individuen eine klare wipfelschäftige Achsenbildung (sog. monopodial Wuchs) aufweist, während bei anderen Individuen mit einer schwachen apikalen Dominanz das Licht die starke Neigung zur Verzwieselung unterstützt. Halbschatten fördert also die Ausweisung von qualitativ guten Nachkommenschaften durch Verdrängung des Phänomens der Seitenastbildung sowie durch Förderung von langen Internodien, welche die gute apikale Dominanz sichern. Dies jedoch nur zum Schein, da sowohl die genetisch guten wie die schlecht veranlagten Individuen gleich aussehen.

Aus diesem Grunde sind Dupré et al. (1986)<ref name="Dupre">Dupré, S., Thiébaut, B., Teissier du Cros, E., 1986: Morphologie et architecture des jeunes hêtres (Fagus silvatica L.). Influence du milieu, variabilité génétique. Ann. Sci. forest. 43, 1: 85-102.</ref> der Ansicht, dass der beste Kompromiss zwischen Form und Wuchskraft, mit Ausnahme der frühen Ansamungsphase, im vollen Licht erreicht wird. In der Tat ist es notwendig, wenn man eine echte Verbesserung der Nachkommenschaft erzielen will, die guten von den schlechtveranlagten Individuen unterscheiden zu können. Dies ist in jenen Buchenjungwüchsen möglich, welche unter guten Lichtbedingungen hochgewachsen sind.

Bezüglich Gesamtwirkung des Lichtklimas auf die Schaftform der Buche hat Sagheb-Talebi (1996)|<ref name="Sagheb">Sagheb-Talebi, K., 1996: Quantitative und qualitative Merkmale von Buchenjungwüchsen (Fagus sylvatica L) unter dem Einfluss des Lichtes und anderer Standortsfaktoren. Beih. Schweiz. Z. Forstwes. Nr. 78. Dr. Thesis ETH-Zürich 203 S + Anh. p.</ref> in neunjährigen Buchenjungwüchsen gezeigt, dass der beste Anteil an einwandfreien wipfelschäftigen Buchen sich unter praktisch vollen Lichtverhältnissen ausweist (siehe Abb.2.15). Das unterstützt die heutige Sicht der Lichterziehung der Jungbuchen in rasch geführtem Verjüngungstempo (<ref>Schütz, J.-Ph., Barnola, P., 1996: Importance de la qualité et de sa détermination précoce dans un concept d'éducation du hêtre. Rev. For. Fr. 48</ref>. Solche Verfahren haben nicht nur den Vorteil der frühzeitigen Ausweisung der günstigen Formtypen. Sie verbinden dies mit guter Höhenentwicklung und weniger Befall durch den Buchenkrebs (Nectria ditissima).

Die Tendenz zur Verzwieselung hängt sowohl von vererbten Faktoren wie auch von den Umwelteinflüssen, namentlich den Lichtverhältnissen, ab. Krahl-Urban (1959)<ref>Krahl-Urban, J., 1959: Die Eichen. Forstliche Monographie. Parey, Hamburg & Berlin, 288 S.</ref> zeigt, dass es zwischen den einzelnen Herkünften und Arten von Eichen beträchtliche Unterschiede im Anteil der Zwiesel- und Besentypen gibt. So liegt dieser Anteil z.B. bei den Traubeneichen aus dem Spessart bei 80 %, während er für die Stieleichen aus der Slawonischen Tiefebene nur 30 bis 40 % beträgt. Diese komplexe Wirkung von genetischen und Umweltfaktoren auf das Phänomen der Zwieselbildung bestätigen vergleichende Feldversuche bei der Buche, die für Zwieselbildung keine statistisch gesicherte Vererbbarkeit ausweisen lassenreferenz||1995}}<ref>Madsen, S.F., 1995: International Beech provenance experiment 1983-1985. Analysis of the Danish member of the 1983 Series. In: Madsen, S.F. (Ed.) - Genetics and silviculture of Beech. Proceedings from the 5th. Beech-symposium of the IUFRO Project Group P1.10-00, 19.-24. Sept. 1994, Mogenstrup, Denmark. Forskningsserien no 11, 1995: 35-44.</ref>.

Abb 2.15.png

Abb. 2.15: Anteil von einwandfreien wipfelschäftigen Jungbuchen in Abhängigkeit der Belichtungsverhältnisse. Untersuchungen von 9jährigen Jungwüchsen im schweiz. Mittelland entlang Lichtgradienten.

  • Schaftform 1 entspricht einwandfreien Wipfelschäftigen
  • Schaftform 2 noch guten Wipfelschäftigen
  • Schaftform 3 Wipfelschäftigen mit gewissen Qualitätseinschränkungen.

NB: Der Anteil von nicht wipfelschäftigen in der Population ist hier nicht dargestellt. <ref name="Sagheb">Sagheb-Talebi, K., 1996: Quantitative und qualitative Merkmale von Buchenjungwüchsen (Fagus sylvatica L) unter dem Einfluss des Lichtes und anderer Standortsfaktoren. Beih. Schweiz. Z. Forstwes. Nr. 78. Dr. Thesis ETH-Zürich 203 S + Anh. p.</ref>

Referenzen

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