2.2.4 Konsequenzen der sozialer Umsetzungen für den Waldbau

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Für die Waldbehandlung stellt sich die Frage: Wann und inwieweit sind qualitativ gut veranlagte, nicht herrschende, sogar beherrschte Individuen, förderungswürdig? Von der Freistellungsbedürftigkeit her betrachtet, leuchtet es ein, dass je tiefer die soziale Stellung, desto kräftiger die Befreiungsmassnahme sein muss. Wenn man zu viele soziale Minderwertige auswählt, muss man kräftiger und öfter mit Durchforstungen eingreifen. Dabei bestehen immer grössere Chancen, eine Destabilisierung der Bestockung zu verursachen. Das Ganze muss in Zusammenhang mit der Anzahl Zukunftsbäume betrachtet werden, insbesondere bei der ersten Auslese. Je nachdem, ob man Z-Bäume im Endabstand oder ein Mehrfaches davon wählt bzw. bevorzugt, hat dies ganz andere Konsequenzen auf die Kronendachöffnung und somit auf die Stabilität.

Weil in der Dickungsstufe die einzelnen Bäume durchaus noch in der Lage sind, ihre soziale Stellung zu verändern und somit mitherrschende noch alle Chancen besitzen, und weil kein absoluter Zusammenhang besteht zwischen sozialem Rang und Qualität, sind die guten Anwärter früh auszuwählen und zu fördern, so dass sie sich in Konkurrenz mit ihren Nachbarn behaupten können. Dies gilt besonders für Mischbestände und für die konkurrenzschwachen Baumarten sowie in einem gewissen Sinne für Lichtbaumarten.

Ab Baumholzalter sind die Aussichten für die Förderung von sozial Minderwertigen, auch denjenigen mit weniger Rückstand, nicht sinnvoll. Erfahrungen mit Durchforstungsarten, welche systematisch die sozial niedrigeren Bäume fördern, wie dies mit der sog. Borggreve-Durchforstung (in N-Deutschland auch verwirrenderweise Plenterdurchforstung genannt) zeigten erhebliche Zuwachseinbussen im Bereich von 30 %. Die systematische Förderung von sozialen niederwertigen Individuen (ausser im Jungalter der Dickung- Stangenholzstufe) ist also nicht anzustreben. Viel effizienter ist es, den guten Kompromiss zwischen Wuchskraft und den gewünschten Qualitätseigenschaften zu finden. Dabei wird die Eigenschaft der Wuchskraft mit zunehmendem Alter immer wichtiger.

Wir haben schon darauf hingewiesen, dass eine effiziente Waldbehandlung im Sinne der optimalen naturopportunen Eingriffdosierung, in Relation mit den Pflegekosten, heute sogar innerhalb der Klasse der Herrschenden differenziert stattfinden muss. Es gibt bei der Gruppe der Herrschenden übervitale Bäume, die eine hohe Fähigkeit zur sozialen Herrschung aufweisen, daneben weniger vitale. Wie schon Preuhsler et al, 1989<ref>Preuhsler, T., Schmidt, R., 1989: Beobachtungen auf einem spät durchforsteten Fichten-Versuch. Forstwiss. Cbl. 108: 271-288.</ref> an 50- und 60 jährigen Fichtenbestockungen gezeigt haben, gibt es eine rege soziale Umsetzung im unteren Teil der Klasse der Herrschenden. Von den 200 bis 100 stärksten Bäume/ha steigen etwa 20 % zur oberen Klasse der 0 bis 100 auf. Eine effiziente Durchforstung wird nur die auf Eingriffe reagierenden befreien und diejenigen, die sich selbst durchsetzen, die Übervitalen weniger.

Referenzen

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