2.2.1 Kronenschluss und Beginn des Wettbewerbes

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In der Regel bilden die Bäume eine kompakte Kronenschicht während der Dickungsphase. Der sog. Kronenschluss wird dann erreicht. Er stellt ein entscheidendes Ereignis dar, da er den Beginn des kollektiven Lebens einerseits, aber auch den Beginn des Wettbewerbes im Kronenbereich andererseits anzeigt. Mit zunehmenden Höhen brauchen die Bäume immer grössere Kronen und entsprechende Standräume. Bis zum Zeitpunkt des Kronenkontaktes müssen sich die Jungbäume einer Pflanzung lediglich gegen die Konkurrenz der Schlagflora durchsetzen. Sie konzentrieren ihre Kräfte auf die Entwicklung ihres Wurzelsystems. Das Erreichen des Kronenschlusses ist als eher günstig als nachteilig zu betrachten. Mit der Entstehung eines geschlossenen Kronenschirmes wird verhindert, dass die Sonnenstrahlung direkt auf den Boden gelangt, und es wird ein Mikroklima geschaffen, das eine auf die Pflanzen und die biologische Aktivität günstig wirkende Luftfeuchtigkeit erzeugt. Zahlreiche Beobachtungen zeigen, dass die Jungbäume nach Erreichen des Kronenschlusses schneller wachsen als breitständige vergleichbare Pflanzungen.

Mit dem Kronenschluss beginnt aber der Wettbewerb zwischen den Individuen. Er nimmt umso stärker zu, je schneller der Höhenzuwachs ist. Der Wettbewerb ist am stärksten, wenn der Höhenzuwachs kulminiert, was in etwa in der Entwicklungsstufe des Stangenholzes der Fall ist. Der Wettbewerb und allenfalls genetisch bedingte Wuchsunterschiede führen zu einer sozialen Differenzierung innerhalb des Kollektives. Sie fällt umso ausgeprägter aus, je stärker der Wettbewerb ist und je länger dieser schon andauert. Diejenigen Individuen, die schon zu Beginn der einsetzenden Konkurrenz eine deutlich herrschende soziale Stellung haben, belegen auch die besseren Plätze im ungleichen Kampf um das Licht. Sie haben auch grössere Chancen, herrschend zu bleiben. Sie verhindern damit, dass die weniger begünstigten Konkurrenten sie einholen können. Die herrschenden Bäume müssen aber hinsichtlich ihrer Stamm- und Holzqualität nicht gezwungenermassen die bestveranlagten sein. Möglicherweise gilt das auch für die potentielle Wuchsleistung<ref>Delvaux, J., 1981: Différenciation sociale. Schweiz. Z. Forstwes. 132, 9: 733-749.</ref>.

Vorteile des Wettbewerbs

Der Wettbewerb hat aber nicht nur Nachteile. Die Einfassung eines Baumes durch benachbarte Mitstreiter hat in erster Linie günstige Auswirkungen, insbesondere auf den Prozess der natürlichen Astreinigung. Der Wettbewerb hält also die Stärke der Äste in Grenzen und hindert 12 Skript Waldbau I Prinzipien der Waldnutzung das Astwerk daran, sich allzu kräftig zu entwickeln. Im Bereich 1 der Abbildung 2.5, wo der Wettbewerb gering ausfällt, ist seine Wirkung eher als vorteilhaft zu betrachten.

Referenzen

<references/>