2.1 Die Formen der Waldentwicklung oder der Sylvigenese

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Wie auch im Naturwald vorkommend, kennt der Waldbau hauptsächlich zwei Grundformen der Sylvigenese (natürliche Waldentwicklung), gekennzeichnet im grossen und ganzen durch die Art und Weise der Erneuerung bei der Ablösung der Generation sowie der Form der Erziehung nämlich:

Die spontane kontinuierliche Erneuerung und Verselbständigung der Produktion, wie sie im perfekten ungleichförmigen Wald oder Plenterwald erscheint, d.h. in einem Wald ohne nennenswerte Unterbrechung des Waldgefüges. Diese Formen mit vertikalem Mischungsprinzip, nämlich Plenterung, Mittelwaldbetrieb und lichter Hochwald werden im Skript „Die Plenterung und ihre unterschiedliche Formen“ behandelt. Im Fall des Plenterwaldes ermöglicht eine innige Mischung aller Baumalter, dass die gesamte Sylvigenese im Schutz der ältesten Bäume abläuft. Durch ein harmonisches Nebeneinander bilden diese Bäume den Überbau, unter dem sich die jüngsten entwickeln können. Die Struktur ist so zusammengesetzt, dass sie eine kontinuierliche Erneuerung in einem demographisch autarken Verhältnis erlaubt und dadurch die Nachhaltigkeit sicherstellt.

Die Walderneuerung mit klarer Ablösung der Generationen und Erziehung im Rahmen eines Kollektivs (wie z.B. im Femelschlagsystem) ist Inhalt dieses Skriptes (siehe Abb. 2.1). Im gleichförmigen Hochwald spielt der Wettbewerb in der kompakten Schicht der Kronen eine entscheidende Rolle. Die Bestockung bildet einen mehr oder weniger homogenen Gebilde aus dicht gedrängten und horizontal angeordneten Kronen. Da der Kronenraum des Einzelbaumes mit der Baumhöhe exponentiell zunimmt, ist die Konkurrenz umso ausgeprägter, je schneller das Wachstum und je dichter und lichtundurchlässiger die Kronen sind. In Beständen, die von Natur aus oder anthropogen bedingt nur aus einer Baumart bestehen, ist diese Konkurrenzsituation besonders gut sichtbar. Die Kronen befinden sich alle auf derselben Höhe, so dass der Kampf um Raum für die Entwicklung in einem sehr beschränkten Höhenbereich stattfindet.

Abb 2.1.png

Abb. 2.1 : Der Waldentwicklungstyp der flächenweisen Ablösung der Generationen. Hier kommt eine Form des Wettbewerbes im Schosse der Wettbewerbsgemeinschaft zustande, im Rahmen geschichteter, gleichförmiger Kronenstrukturen, und hier gilt die kollektive Erziehung.


Weitere Form der Sylvigenese im Hochgebirgswald: Bildung von Kampfgemeinschaften oder Rotte

Als besondere weitere Form der Sylvigenese gilt für die subalpinen Wälder (etwa ab 1500 m Meereshöhe) eine Strukturierung in natürlicher Kampfgemeinschaft der Kleinkollektive oder sog. Rotte<ref>Kuoch, R., Amiet, R., 1970 : Die Verjüngung im Bereich der oberen Waldgrenze der Alpen mit Berücksichtigung von Vegetation und Ablegerbildung. Mitt. Eidg. Anst. Forstl.Versuchswes. 46: 159-328.</ref><ref>Kuoch, R. 1972 : Zur Struktur und Behandlung von subalpinen Fichtenwälder. Schweiz. Z. Forstwes. 123 : 77-89.</ref>. Sie bewirken Selbstschutz und weisen einen gemeinsamen Kronenmantel auf (siehe Abb. 2.2). Auch wenn diese Rotten mit der Zeit zusammenwachsen, ist diese ursprüngliche Strukturierung in Kleinkollektiven auch in ausgewachsenen Bestockungen oftmals erkennbar. Die Rottenstruktur kommt aber nicht überall zustande, sondern nur dort, wo die äussere Einwirkung auf den Wald ausgeprägt ist.

Abb 2.2.png

Abb. 2.2 : Spezieller Waldentwicklungstyp in Kampfkollektiven (Rotten) im Hochgebirgswald (subalpin).

Referenzen

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