1.2 Interessen bzw. Bedürfnisse

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Im Mittelalter war der Wald Gemeingut (Allmend) für die Erfüllung der wichtigsten Interessen: Ernährung und Wohnkomfort. Mit der Sesshaftigkeit der Landwirtschaft und der Ausscheidung von Eigentumsparzellen wurde die Bewirtschaftung des Waldes stark auf die Holzproduktion konzentriert, also in seiner Funktion als Produktionsstätte betrachtet. Mit der Entwicklung der modernen Gesellschaft sind immer mehr und neue Interessen und Bedürfnisse aufgetaucht, die sich auch immer mehr auf eine allgemeine gesellschaftliche Ebene beziehen. Wir bewegen uns nach Ciancio und Nocentini (1995)<ref name="Ciancio">Ciancio, O., Nocentini, S., 1995: Idéologies ou nouveau paradigme scientifique dans la gestion forestière? Rev. For. Fr. 47: 189-192.</ref> immer weiter in Richtung einer Kultur der Komplexität. Die Entwicklung ist nicht zu Ende. Mit dem Rio-Welt-Gipfel (1992) werden die globalen (landesüberschreitenden) Interessen wie der Schutz der Lebensgrundlagen (Klima, Luft, bzw. Arten und Lebensräume) immer wichtiger. Es ist also notwendig, die Interessen auf die ihr zu Grunde liegenden Interessengruppen zu interpretieren, um die damit entstehenden potentiellen Konflikte korrekt zu analysieren, bzw. Lösungswege zu finden. Diese Interessenebenen sind in zunehmender Hierarchie:

  • Eigentümer
  • Gesellschaft (auf lokaler, regionaler, nationaler Ebene)
  • Globale Interessengemeinschaft (übernationale Ebene)

Verschiedene soziologische Analysen zeigen, dass die Leute in der modernen, immer mehr urbanen Gesellschaft den Wald weniger als Produktionsstätte wahrnehmen, sondern vielmehr als Lebensraum im weiten Sinne des Wortes, d.h. für Erholung und die Erfüllung von ethischen, ästhetischen Werten (Wohlbefinden, Naturwerte, Ästhetik). Nach Barthod (1997)<ref name="Barthod">Barthod, Chr., 1997: Les services forestiers français et la réponse de l'Etat: Déconcentrations, décentralisation et restructuration. Actes Journée thématique Antenne Romande FNP 27.11.1997, Lausanne: 31-36. </ref> ist dieses Verhalten eine wichtige Komponente für den Waldbau, auch wenn die naturbezogenen Erwartungen der Stadtleute mehr phantasmiert als gelebt werden. Peyron unterscheidet diese (noch) nicht vermarktbaren Leistungen einerseits in sog. Amenitäten (Erholung, Landschaftswerte) und andererseits in ökologischen Werten (Naturschutz, Biodiversität). Morgen vielleicht, insbesondere dank internationalem Druck, werden die grenzüberschreitenden Interessen (CO2 Haushalt, Klima) noch stärker ausgedrückt.

Referenzen

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